Volltext: Garde und Hannoveraner vom 28. bis 30. August [7B] (Band 7B II. Teil / 1925)

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blicken. Kampflos war der Feind vor dem rechten Armeeflügel hinter die 
Somme bei Ham und den Crozat-Kanal ausgewichen. Das berechtigte 
wohl zu der Annahme, daß er den Raum östlich des Oifelaufes von 
Guife bis la Före gleichfalls aufgegeben und hier den Rückzug nach Süden 
fortgesetzt hatte. Dem entsprachen auch die Nachrichten der General- 
kommandos des linken Flügels, dem anscheinend nur schwache Nachhuten 
gegenüber gestanden hatten. Das Korps v. Emmich wußte man feit 
.3.15 nachm. im Besitz der Oife-Brücke von Guise. Nach seiner letzten Mel- 
dung von 3.45 nachm. (an 4.30 nachm.) würde es sich in der Abend- 
dämmerung dem Marschziele Villers le Sec nähern. Auf dieser zum Teil 
irrigen Grundlage befahl Generaloberst v. Bülow bereits um 7 Uhr 
abends: 19. Res.Div. und 19. Inf.Div. greifen am 29. August beiderseits 
der vife die Nordforts von la Fsre an und find dazu bis 11 Uhr vorm. 
bei Effigny le Grand und Villers le Sec aufmarschiert. Die übrigen Kräfte 
sollen östlich und westlich*) anschließend bereitstehen, 20. Inf.Div. bei 
Parpeville, 1. Garde-Div. bei Faucouzy, 2. Garde-Div. bei Marsontaine. 
VII. und Garde-Korps hatten ihre schwere Artillerie zur Verfügung zu 
stellen. Späteres Vorgehen des linken Flügels bis zum Serre-Tal wurde 
ins Auge gefaßt. 
Das Gesamtbild, das sich das Armee-Oberkommando am Abend des 
28. August vom Gegner schuf, beruhte, abgesehen von der Überschätzung 
der Festung la Fere, weder auf vorgefaßter Meinung noch auf gewalt- 
famer Konstruktion. Vielmehr war es das logische Ergebnis aus Nach- 
richten und Erwägungen. Stellt man der so gewonnenen Auffassung die 
Absichten Lanrezacs und die Kräfteverteilung seiner Armee gegen- 
über, so ergibt sich ein klassisches Beispiel der Schwierigkeiten und Rei¬ 
bungen, die „den wirklichen Krieg von dem auf dem Papier unter- 
scheiden." Dasselbe gilt ferner von der folgenschweren Täuschung über den 
wahren Stand der Dinge im eigenen Lager. Bis hoch in den nächsten 
Vormittag sollte Generaloberst v. B ü l o w in Unkenntnis darüber bleiben, 
daß die beiden Flügel seiner Armee durch 2V km getrennt standen und 
— kämpften. Wie eine Ironie des Schicksals mutet es an, daß dieser 
Armeeführer, der so streng auf Vermeidung von Frontlücken bedacht war, 
bei solcher Zersplitterung der Kräfte überraschend zur Schlacht gezwungen 
wurde. Mit ihm war nicht das sprichwörtliche Glück des Vülow von 
Bennewitz, auf dessen Spuren vcn 1814 er einHerzog! 
Die Möglichkeit zutreffenderer Beurteilung der eigenen Lage hätte sich 
*) Am rechten Armeeflügel sollte das VII. AK. bis Ham, vom X. Ref.- 
Korps die 2. Garde-Ref.Dio. bis zum Crozat-Kanal bei St. Simon vorrücken. 
(Sit. Quemin 2. 6
	        
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