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eilen. Oberlt. d. Res. Graf v. F i n ck e n st e i n will das Feuer mit wenigen
Sprüngen der ganzen Kompagnie unterlau'en, läßt aber dann einen Zug
am halben Hang Stellung nehmen, als feindliche Kugeln schwirren. Das
erwartete Granatfsuer bleibt seltsamerweise aus, während es jetzt vom
rechten Nachbar bei Flavigny wieder mit besonderer Heftigkeit herübertönt.
Der Führer der 9. Komp. gelangt durch qualmerfüllte Dorfgaffen als erster
an den Südrand und setzt sich mit mehreren Gruppen in der Mühle fest.
Die westlich um Monceau ausholende 12. hat den Zug de la Croix
vorn. Immer mehr füllen sich im Laufe der nächsten Viertelstunde Hecken
und Häuser an der Südfront von Monceau. Hinter Erdaufwürfen am
Fuße des nach Faty ansteigenden grünen Hügels zeigen sich Flintenläufe
und Köpfe. Auch weiter rechts am Bahndamm blitzen Schüsse und heben
sich Käppis vom Waldhintergrund ab. Die Potsdamer Füsiliere erwidern
das Feuer ruhig und zielsicher. Fürwahr ein ungleicher Kampf: preußische
Garde gegen französische Landwehr! Und nur eine Kompagnie steht
drüben — vom französischen 329. Jnf.Rgt. —, dazu noch geschwächt durch
Entsendungen nach den Übergängen von Romery und Proisy. Aber sie wehrt
sich tapfer, eingedenk des Auftrages, den Übergang zu verteidigen „jusqu'ä
Ja äeiniere extremite". Auch hat der Kommandeur der v9. Reserve-
Division, General Legros, zugesagt, das X. Korps werde über Voul-
paix nachmittags eintreffen und fein Husaren - Regiment voraus-
senden*). Wie wir an anderer Stelle dargelegt haben, kann aber das fran-
zöfifche X. Korps erst am Abend sein Marschziel erreichen (S. 42). Die
Kompagnie steht aus verlorenem Posten! Sie erlag dann auch nach halb-
stündigem Feuergefecht der überlegenen Schießfertigkeit der Füsiliere.
Als diese aus der Dorsstraße gegm die Brücke vorbrachen, gab der durch
schwere Verluste erschütterte Verteidiger den Kampf auf. Die Überlebenden
oerließen fluchtartig den Schützengraben, nur wenige Landwehrleute
schössen tapfer bis zuletzt. An der Spitze von Mannschaften verschiedener
Kompagnien wurde der Führer der 11., Oberlt. v. Brun, tödlich ge-
troffen — „der eiserne, vornehm gesinnte Mann!", so ehrt ihn der trauer-
volle Nachruf im Tagebuch eines Bataillonskameraden. Neben ihm fiel
Untffz. Spangenberg von den Garde-Pionieren. Der Weg zum Fluß
brachte nur noch wenig Verluste. Auf den Trümmern der Brücke starb
Füs. P e m e der 12. den Heldentod. Die Angreifer kletterten über die
von der Strömung überschäumten Steinblöcke und Pfeiler oder gingen
durch das Wasser. Bis über das Koppel reichte es den hochgewachsene»
*) Der französische Befehl wurde am 29.8. aufgefunden.