Volltext: Garde und Hannoveraner vom 28. bis 30. August [7B] (Band 7B II. Teil / 1925)

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halb über die Brücke des nach der Fabrik abzweigenden Schienenstranges 
die Oise überschreiten, was sich als zeitraubend und umständlich erwies, da 
der Vrückenbelag fehlte. Unbeschossen erreichte zwar die Kompagnie das 
andere Ufer, wurde dann aber in langwierigem Feuergefecht von feind- 
lichen Schützen gefesselt, die sich in der Gegend des Bahnhofs eingenistet 
hatten. Die erhoffte Einwirkung gegen die Barrikade blieb also auch von 
dieser Seite aus. Der Gegner hielt sich dort zähe und ersetzte eintretende 
Verluste durch frische Kämpfer. Über eine Stunde dauerte schon der 
Widerstand. Er begann endlich zu erlahmen, nachdem Hptm. S t r o e d e l 
aus Befehl des Oberst v. O e r tz e n den Zug Hossmann der 5./J.R. 74 
zu flankierender Wirkung rechts heraus nach dem Bahndamm geführt 
hatte. 
Es war etwa 3.15 nachm. geworden, als der Gegner die Nordbrücke 
preisgab und die Barrikade räumte. Alsbald beseitigten die Pioniere die 
Hindernisse. Kaum aber hatte das II. Batl. den Übergang begonnen, als 
auf die Brücke und ihre Umgebung sehr heftiges Granatfeuer niederging, 
das offenbar vom Schloß aus geleitet wurde. Um bei Zerstörung der 
Brücke nicht abgeschnitten zu werden, kehrten die übergegangenen Trupps 
zunächst nach der Fabrik zurück, was sich aus der Unkenntnis der Kampf- 
Vorgänge in und außerhalb der Stadt erklärt. Rechtzeitig erschien wieder 
Oberst v. O e r tz e n, um erneutes Vorgehen zu veranlassen. So entstand 
nur geringer Zeitverlust. Auf dem Platz vor der breiten Kasernenfront 
des „Familistere"*) schlug in die vermischten Züge der 5., 6. und 8. Komp. 
Gewehrfeuer aus der parallel zur Life nach der Südbrücke führenden 
Straße. Abermals sah man sich einer stark besetzten Barrikade gegenüber. 
Aus den Fenstern des Familistöre nahmen die 74er, zu denen sich auch 
Pioniere gesellten, den hartnäckigen Gegner aufs Korn. Erneut gab es 
auf beiden Seiten Verwundete. Unvermittelt hörte nach einer halben 
Stunde der Widerstand auf. Sofort stießen Hptm. S t r o e d e l und Lt. 
d. Res. Uphoff nach, aber im Straßengewirr verloren sie den Gegner 
rasch aus den Augen. Dieser hatte die Barrikade preisgeben müssen, weil 
in seinem Rücken nun auch die Südbrücke in deutsche Hand gefallen war. 
Gegen diese Brücke war aus eigenem Entschluß Major v. Benti- 
v e g n t**), III./Füs.R. 73, mit der 9. Komp. unter Lt. L e h n e r s und 
der M.GKomp. unter Oberlt. v. Götz vorgegangen. Zu seiner Kampf¬ 
*)Von dem Sozialisten Godin 1862 errichtetes Arbeiterwohnhaus für 
den genossenschaftlichen Verband seiner Fabrikarbeiter. 
**)Vis zum Kriegsausbruch Schutztruppen-Offizier, übernahm Major von 
Bentioegni das III Batl. für den bei Lüttich gefallenen Major v. Roer- 
d a n s z. Er selbst fiel am 6.9.1914 in der Marneschlacht.
	        
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