Volltext: Garde und Hannoveraner vom 28. bis 30. August [7B] (Band 7B II. Teil / 1925)

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o. DemaH traf, der seit dem Heldentod des Oberst Frhr. v. Düring 
bei Charleroi das Regiment Nr. 74 führte, bereits dessen dritter Kom- 
mandeur*). 
Die Höhe gewährt Einblick in das Oifetal, nur der Nordrand von Guise 
liegt verdeckt im toten Winkel. Die Oise fließt unsichtbar zwischen ver- 
schilsten Ufern durch Wiesen und Gebüsch, hier und da lassen Reihen von 
Pappeln und Weiden die Windungen des Flußbetts vermuten. Das wink- 
lig gebaute, kleine Städtchen, dessen graue Eintönigkeit kaum ein grüner Fleck 
unterbricht, füllt die ebene Talsohle aus. Nur längs der Straßen nach 
St. Quentin und La Capelle ziehen sich Häuserreihen die Talränder hinauf: 
dort die Vorstadt Chantraine, hier die Vorstadt Villers, die der große Park 
des Chateau du Fay abgrenzt. Zwischen dem Fluß und der bald im Tunnel 
verschwindenden Eisenbahnlinie blicken drüben aus schmucken Gärten die an- 
sehnlichen Landhäuser des östlichen Villenvororts St. Sulpice. Verödet 
liegt westlich der Stadt der Bahnhof. Jenseits des Tales zeichnet sich hoch 
über dem Gewirr der glänzenden Schieferdächer die breite Silhouette des 
fortartig mit Wall und Graben befestigten, jahrhundertealten Schlosses der 
Herzöge von Guise ab. Sein grauer Turm, aus hohen Parkbäumen wuch- 
tig aufragend, beherrscht weithin die Gegend. Besonders zahlreich finden 
sich hier jene Kennzeichen des nordfranzösischen Landschaftsbildes: die in 
langweiliger Eintönigkeit schnurgerade über die Hügel wie eine Prozession 
dahinziehenden Pappelreihen. 
Den das Angriffsgelände erkundenden deutschen Führern verdecken 
Hecken und Gebüsch drüben auf dem steil abfallenden Talrand das Ge- 
lände, in dem eine feindliche Stellung zu vermuten wäre. Wo vereinzelter 
Durchblick möglich ist, zeigen sich nirgends Erdaufwürfe von Schützen- 
gräben. General v. E mm ich ist nun vollends überzeugt, daß die 19. 
Division nur mit Widerstand in Guise selbst zu tun haben wird, und be- 
fiehlt sofortigen Angriffsbeginn, obwohl die Vorhut noch nicht völlig auf- 
marschiert ist. „In einer halben Stunde sind Guise und die gegenüber- 
liegenden Höhen genommen!" fügt er in seiner eindringlichen, lebhaften 
Art hinzu. Seine eigene Tatkraft soll nachwirkend die Unterführer über Be- 
denken hinweg zu kühnem Handeln fortreißen. 
Es war jetzt 1.35 nachm. — fast genau der gleiche Zeitpunkt, zu dem 
auch Generallt. Schmundt feine Vorhut von der Höhe südlich Villers 
les Guise zum Angriff auf die Oifebrücke vorgehen ließ. In voller Zu- 
verficht, das weitgesteckte Tagesziel Villers le See zu erreichen, kehrte der 
*) Beim Sturm auf Lüttich war als erster Kdr. Oberst Prinz Friedrich 
Wilhelm zur Lippe am Fort Boncelles gefallen.
	        
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