Volltext: Von Nancy bis zum Camp des Romains 1914 [6] (Band 6/1924)

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Anfänglich ging der Angriff glatt vorwärts, als die Schützen aber die 
Höhe westlich R6m6r6ville erreichten, brachte das sofort verstärkte feind- 
liche Artilleriefeuer das Vorgehen zum Stehen. Es gelang jedoch, die 
Höhe zu halten und sich dort einzugraben. Links gestaffelt befanden sich 
zwei Kompagnien unter Führung von Major Iaud. Am Dorfrand 
und südlich davon standen Teile von I. und IH/14 unter Hauptmann 
von Haas. 
Um 6" abends verlegte der Stab der 9. Brigade (General Jäger) 
seine Befehlsstelle nach Remör6ville und bezog um 8° in einem am 
Osteingang gelegenen Hause Quartier. Das Dorf befand sich in einem 
Zustaüd größter Verwüstung. Viele Häuser waren vollkommen zerstört, 
mit wenigen Ausnahmen alle durch Artilleriegeschosse beschädigt, manche 
brannten lichterloh, überall knisterten und rauchten verkohlte, noch glim- 
mende Balken. Die Straßen waren bedeckt mit Trümmern von Hausrat 
jeglicher Art, mit zerrissenen Betten, zerfetzter Wäsche, halbgeleerten 
Schubladen» mit zerbrochenem Küchengeschirr, mit Scherben von Tellern, 
Gläsern und ungezählten leeren Flaschen. Alle Türen und Fenster 
standen offen, die Läden hingen zerbrochen herunter, öde grinsten die in 
eiliger Flucht verlassenen, ausgeraubten Wohnräume. Kein Einwohner 
war mehr zu sehen, nur eine alte Frau saß leise singend vor ihrem 
Hause oder schlich, nach ihrer Kuh jammernd, durch die Straßen, bis 
eines Tages eine französische Granate sie niederwarf. Ihre Angehörigen 
hatten wohl bei der Flucht die arme Irre vergessen. Merkwürdiger- 
weise standen auch noch einige wenige, halbverhungerte Pferde in den 
Stallungen: in angebrannten Schuppen blökten ängstlich ein paar 
Schafe, und laut schnatternd und gackernd suchten sich Gänse und Hühner 
aus dem Chaos zu retten. Diese fielen zumeist den hungrigen Soldaten 
zum Opfer. Aus einem aufgefundenen, ausnahmsweise nicht geleerten 
Weinkeller wurde auch Rotwein an die Truppen verteilt, der schon aus 
gesundheitlicher Rücksicht hoch erwünscht war. 
Während der ganzen Nacht zum 8. September dauerte das 
Schießen, doch störte es kaum mehr den Schlaf der Ruhebedürftigen. 
Gegen 2° wurde das Infanteriefeuer lebhafter, so daß man einen feind- 
lichen Angriff erwartete, der aber nicht erfolgte. Schon etwas früher 
waren die beiden Kompagnien unter Major Iaud zur „Gruppe 
Lehnert" vorgeschickt worden, um sich mit ihr zusammen in den Besitz 
der Forßt St. Paul zu setzen. Sie wurden aber von so heftigem, feind- 
lichem Feuer empfangen, daß Major Iaud beschloß, sich erst genauere 
Aufklärung über die Lage zu verschaffen. Bestand doch das ganze 14. 
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