Volltext: Von Nancy bis zum Camp des Romains 1914 [6] (Band 6/1924)

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eine gar nicht hoch genug einzuschätzende Hilfe. Der Aufenthalt auf dem 
ganzen Gefechtsfeld wurde stellenweise nahezu unerträglich durch die bei 
der andauernden Tageshitze rasch fortschreitende Verwesung der zahl- 
reichen Leichen. Auch die Schwierigkeit, über das ständig von der fran- 
zösischen Artillerie mit Streufeuer belegte Gelände Verpflegung vor- 
zubringen, erhöhte die Anforderungen an die Truppen. 
Ein am Vormittage des 6. September beim Generalkommando des 
III. A.K. eintreffender Generalstabsoffizier des Armee-Oberkommandos 6 
teilte mit, bei dem jetzt beabsichtigten, abschnittweisen Vorgehen würde das 
Armeekorps zunächst den Angriff des I. Reservekorps auf den Stützpunkt 
Varangeville nördlich Dombasle artilleristisch zu unterstützen haben. Dies 
war nach der augenblicklichen Lage der beiden Armeekorps nicht ohne 
weiteres verständlich. Nach dem um 9° abends im Auszuge eingehenden 
Armeebefehl blieb denn auch die Aufgabe des Korps unverändert. Aus- 
drücklich war gesagt, die Infanterie solle so weit vorgehen, als es die feind- 
liche Artilleriewirkung zulasse. Anordnungen, die das Generalkommando 
betreffs des Zusammenwirkens der schweren Artillerie der drei nördlich 
der Meurthe kämpfenden Armeekorps beantragt hatte, waren nicht ge- 
troffen, desgleichen nicht die erbetene Verfügung über Festsetzung der 
Abschnittgrenzen bei fortschreitendem Angriff.*) Der Grund hierfür 
mag wohl darin gelegen sein, daß vom A.O.K. nach dem bei einem ge- 
fallenen Offiziere gefundenen Befehle des Generals Ioffre ein all- 
gemeiner Angriff der französischen Armee erwartet wurde, welche An- 
ficht Unterstützung fand in dem recht aktiven Verhalten der feindlichen 
Aufklärungsabteilungen. Der erwähnte Befehl soll mit den Worten ge- 
endet haben: „Wenn die französische Armee auch nicht zu siegen vermag, 
so wird sie doch mit Ehren zu sterben wissen." Dies klang für deutsche 
Ohren recht hoffnungsvoll. Sehr störend erwies sich, daß zu gleicher Zeit 
bei der schweren Artillerie sich bereits Munitionsmangel geltend 
machte. Die Munition für Mörser und 13 om-Kanonen wurde vorläufig 
gesperrt. Entgegen anders lautenden Behauptungen muß hier betont 
werden, daß das bayer. III. Armeekorps von jetzt an, solange es über- 
Haupt in seiner ursprünglichen Kriegsgliederung bestand, mit Ausnahme 
weniger Tage, ständig unter diesem Zustande zu leiden hatte. Es ver- 
fügte während der nächsten Jahre nahezu niemals auch nur über soviel 
Artilleriemunition, als es zur Abwehr eines feindlichen Großangriffes 
für nötig hielt und mußte diesen Mangel nicht nur mit Nervenkrast. 
sondern auch mit dem Blut seiner Infanterie teuer bezahlen. 
*)Diese Festsetzung ersolgke erst am 7. September 4 Uhr nachmittags.
	        
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