32
Der linke Flügel des X. A.K. greift an.
schwachen Zügen seiner 3. Komp. in das Dorf hinein und bleibt trotz
keuchender Lungen und fliegender Pulse weiter im Sturme die auf-
wärts führende Dorfstraße entlang in Richtung auf das überragende
Schloß. 915 vorm. ist's. Der Einbruch in den Ort ist dem Franzosen
so überraschend gekommen, daß er zu nachhaltigem Widerstande in den
einzelnen Häusern keine Zeit findet. Die blinkenden Bajonette der
164er, die er vom Häuserkampfe in Oyes am 7. September her noch in
peinlichster Erinnerung hat, lassen ihn schleunigst sein Heil in der Flucht
suchen. Im Schlosse selbst und an der Parkmauer hat er sich festgesetzt.
Aber für Lt. Dettmer und seine Braven gibt es kein Hindernis, kein
Aufhalten in diesem atemberaubenden Sturme. Auf der Nordfront
hat das Schloß Löcher von deutschen schweren Granaten, die Westfront
ist kaum besetzt. Mit unglaublicher Schnelligkeit gelangen die findigen
164er auf diesen Wegen ins Schloß und in die Gärten hinein. Ein
erbittertes, kurzes Ringen, Mann gegen Mann, dann ist das gewaltige
Heldenstück vollbracht: Das Schloß ist fest in der Hand der schwachen,
aber von unbeugsamem Siegeswillen beseelten Schar. Sofort werden
Fenster und Umfassungsmauern besetzt, der nach Süden und Südwesten
zurückstürzende Feind mit Schnellfeuer verfolgt.
Lt. d. R. Gehring mit dem Rest der 3. Komp. will aus seiner
Stellung an der Straßenböschung nordöstlich des Dorfrandes folgen.
50 m vor dem ersten Haufe gerät er in die feindliche M.G.Garbe und
bricht getroffen zusammen. Seine Leute stürmen weiter, vermischt mit
Gruppen der 4.Komp. unter Lt. d. R. Bullermann. Diese ver-
stärken bald darauf die Schloßbesatzung Dettmer. Andere Teile der
11., 1. und 2. Komp. dringen in die Gehöfte östlich des Schlosses ein.
Im äußersten Hof nach Osten hin setzen sich etwa 30 Mann aller Kom-
pagnien des I. Batls. unter Lt. d. R. Naumann fest. Zu ihnen stoßen
Hptm. Purgold mit seinem Adjutanten und das Maschinengewehr des
Schützen Braun, das sofort in einer Scheune aufgebaut wird. Hart am
Ausgange der Straße nach Reuves geht der M.G.Zug Bergmann in
Stellung, bei ihm die übrigen Teile des I. Batls., besonders Leute von
der 2. und 4.Komp. Alle diese Gruppen östlich des Schlosses werden so-
fort von der feindlichen Artillerie unter heftigstes Feuer genommen.
Bor allem find es feindliche Batterien aus der linken Flanke, die schon
das Vorgehen und Eindringen des linken Angriffsflügels in den Ort
beobachtet und mit Feuer verfolgt haben und nun mit gewaltigem
Munitionsaufwand die deutsche Besatzung wieder herauszuschießen
versuchen, denn von diesem Ost- und Südostrande aus wird der tiefe