Volltext: Das Marnedrama 1914 2. Teil [23/II. Teil] (Band 23 2. Teil / 1928)

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Der dritte Tag der Marneschlacht beim X. AK. 
verrenkten Glieder in Bewegung. Endlich konnten auch die Verwundeten 
versorgt, die Gefallenen beerdigt werden. Spät in der Nacht kam warme 
Verpflegung, aber leider nur wenig und zum Teil verschimmeltes Brot 
heran. Es wurde empfindlich kühl, heftiger Regen brachte neue Un- 
bequemlichkeit. Jnf.Regt. 91 (ohne II.) konnte in le Reclus zum Teil 
unterziehen. So klein der Ort war, es fand sich doch mancherlei Brauchbares 
in den Kellern, und das war wenigstens ein kleiner Ersatz für das Ausbleiben 
der Feldküchen, die hier wegen des bis spät in die Dämmerung anhaltenden 
Artilleriefeuers auf Reclus und den einzigen Zufahrtsweg von Norden 
nicht herangezogen werden konnten. Einige schmerzliche Verluste hatte das 
I. Batl. zu beklagen, bei dem in einer Scheune ein Zufallstreffer mehrere 
Leute zerriß. Bei der Artillerie machte sich wieder das Fehlen der Feld- 
küchen bitter fühlbar, außerdem mangelte es überall an Hafer, für den 
nur stellenweise Ersatz in Gestalt von nassen Garben herbeigeschafft werden 
konnte. 
Am schwersten enttäuscht wurde in dieser Nacht aber das Jnf.Regt. 78 
(ohne III. Batl.). Noch waren die Feldküchen nicht alle herangekommen, 
da traf bald nach 3° vorm. (9. Sept.) der Befehl zum sofortigen Abrücken 
über Fromentisres nach Orbais ein, wo das Regiment zur Verfügung des 
Armee-Oberkommandos so schnell als möglich einzutreffen hatte. Also 
wieder stand ein Nachtmarsch bevor, wieder einmal das verhaßte Mar- 
schieren statt des ersehnten ausgiebigen Schlafes. Und noch dazu nach einer 
ganz verkehrten Richtung. Was sollte das überhaupt? Kein Mensch fand 
hierfür eine Erklärung. 
Bei der 29. Jnf.Div. gelang es nicht überall, die Infanterie aus Feld- 
küchen zu verpflegen. Vor allem im Bois de Botrait und bei le Ht. EhSne 
gingen die braven Feldgrauen, die unmittelbar am Feinde lagen, leer aus. 
Die Mehrzahl der 92er, fast das ganze Regiment 77 sowie natürlich auch die 
vorgegangenen Teile des Jnf.Regts. 79 wachten hungernd und durchnäßt 
dem neuen Tage entgegen. Beim Regiment 164 dagegen konnten mit den 
so nötigen Patronenwagen auch die Feldküchen fast allen Kompagnien 
zugeführt werden.
	        
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