Volltext: Das Marnedrama 1914 1. Teil [22/I. Teil] (Band 22 1. Teil / 1928)

30 Gefechte der 20. Jns.Dio. bei Montmort und C-ourjeonnet. 
lag hinter der Truppe, eine große Anstrengung nach den Gewaltmärschen 
der Vortage, der kurzen Nachtruhe, bei Staub und brennender Hitze und 
nur seltener Gelegenheit zum Wassertrinken. Überall gaben die Feldküchen 
Essen aus, die unentbehrlichen, die einzig und allein diese Leistungen der 
Infanterie ermöglichten. Freilich hatten die berittenen Waffen das Nach- 
sehen, denn zum Abkochen während einer Rast kam es bei ihnen fast nie. 
Da hieß es, gut Freund mit den Kameraden von der Infanterie sein. Und 
wo es die Vorräte nur irgend erlaubten, fiel besonders für die Kanoniere 
doch, mancher Löffel voll aus der Feldküche ab. Kaum war das Essen ein- 
genommen, streckte sich alles zu tiefstem Schlaf hin. 
Das Husaren-Halbregiment vor der 19. Jns.Div. hatte nördlich Baye 
einige französische Eskadrons verjagt und die Gegend des Kleinbahnhofs 
östlich Talus erreicht. Beim Vorfühlen auf Villevenard stellte sich heraus, 
daß dort feindliche Schützen eingenistet waren. 
1245 nachm. meldete Rittm. B a r ck h a u f e n, der Führer des 2. Halb- 
Regts., vom Bhf. Talus aus, daß jenseits des großen Sumpfabschnittes 
Marais de Saint Gond, hinter den Höhen zwischen St. Prix und Oyes 
feindliche Infanterie westwärts marschiere und eine Eskadron westlich 
Villevenard stehe. Bald aber wurde auch Infanterie auf den Höhen westlich 
Oyes und südlich St. Prix in Stellung erkannt. Das Husaren-Halbregiment 
ging nun mit der ihm zugeteilten Batterie (I./Felda. 26) am Westrand des 
Bois des Usages nach Norden zurück. Westlich der Chaussee wurden die 
Geschütze in Stellung gebracht, um durch ihr Feuer auf die feindlichen 
Schützen festzustellen, ob der Gegner hier auch Artillerie eingesetzt hatte. 
Kaum waren die ersten Gruppen heraus, da antworteten zwei Batterien 
mit kräftigem Feuer. Das klärte die Lage: Hier wollte der Franzose 
anscheinend das günstige Gelände zu nachhaltiger Verteidigung ausnutzen. 
Grollend hallte der Kanonendonner zur rastenden Division nach Cham- 
paubert hinüber, aber den tiefen Schlaf der Feldgrauen störte er nur wenig. 
Und doch entstand dort plötzlich Leben und Bewegung. Was war los? 
„Endlich geht's auf Paris!" 
Mit diesen Worten grüßte der allverehrte Kommandierende General, 
General d. Ins. v. Emmich, im Vorbeifahren seine ihm zujubelnden 
Truppen. Wie ein Lauffeuer pflanzte sich diese Nachricht von Mund zu Mund 
fort. Vor 100 Jahren hatten die Verbündeten trotz der Siege Napoleons 
auf diesem Boden 50 Tage später ihren Einzug in Paris gehalten. Man 
rechnete sich aus, daß man in vier Tagen vor dem Herzen Frankreichs 
stehen könnte. Witzbolde meldeten sich: „Weiße Hosen empfangen zum Ein- 
zug in Paris!" Alle Müdigkeit war vergessen.
	        
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