Volltext: Das Marnedrama 1914 1. Teil [22/I. Teil] (Band 22 1. Teil / 1928)

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Gefecht der 17. Jnf.DW. bei Leuze. 
hier zur Ruhe über. Nur das Vorposten-Bataillon, I./76, rückte bis 
Retourneloup und sicherte hier die von Westen, Südwesten und Süden 
heranführenden Straßen. Eine Kompagnie (3./76) wurde nach dem 
Schloß Esternay herausgeschoben mit dem Auftrag, die große Straße 
von Sözanne her und den Weg CHMllon—Schloß Esternay zu sichern. 
Dem Kavallerie-Regiment wurde ein neuer Aufklärungsauftrag nicht 
erteilt, da der Vorhutführer annahm, daß die gemäß Div.Befehl von 9" 
vorm. angesetzten Fernpatrouillen, die bis zur Straße Villenauxe— 
Sszanne reiten sollten, längst unterwegs waren. Tatsächlich aber hatte 
das Gefecht bei Leuze diese Aufklärung unterbunden, und so ritten erst 
spät in der Nacht je eine Patrouille auf Bouchy, les Essarts, CHAillon 
und Moeurs von Esternay ab. 
Außer einigen versprengten, teilweise betrunkenen Franzosen fand 
man in Esternay und Retourneloup nichts mehr vom Gegner. Wohl 
aber machte die 3./7K beim Schloß Esternay einen überraschenden Fang. 
Der Kompagniechef, Hptm. Schlüter, schreibt: 
„Wir rückten auf den Wirtschaftshof, dessen Eingang wir uns allerdings erst 
mit sanfter Gewalt erzwingen mußten. Wir beschafften uns einige Laternen und 
sahen nun zu unserm Erstaunen hübsch ausgerichtete Gewehrpyramiden, mit 
Patronengürteln behängt, vor den Stallungen stehen. Wir leuchteten in den nach- 
sten Stall und sahen einigen im Stroh liegenden und verschlafen blinzelnden 
Franzosen in die erstaunten Augen. Dasselbe Bild im nächsten und übernächsten 
Stall! Im ganzen waren es etwa 30 Franzmänner, die wir auf diese Weise ans 
Lampenlicht beförderten." 
Daß im übrigen die Hauptkräfte des Gegners vor dem IX. A.K. auch 
heute im vollen Rückmarsch geblieben waren, hatten sowohl die Flieger 
gemeldet, als auch die Patrouille des Lts. v. Gamm, 4./Drag. 16 
(18. I.D.), der am Spätnachmittag „auf Straße Esternay—Escardes dicke 
Kolonnen (mehrere nebeneinander) in wilder Hast in unordentlichem Rück- 
marsch nach Süden eine Stunde lang auf 300 m" vor sich beobachtet hatte. 
So hatten die drei Armeekorps der Verfolgungsgruppe der 1. Armee 
die befohlenen Marschziele überall erreicht; aber die stille Hoffnung des 
Armee-Oberkommandos 1, heute doch noch stärkere Kräfte des Gegners 
zum Kampf zu stellen, hatte sich nicht erfüllt. Den beiden Kav.Korps 
war es bei der engen Berührung mit den feindlichen Nachhuten nicht ge- 
lungen, sich vor die Front der Infanterie zu setzen. 
Gegen Mitternacht kam endlich einmal die große Bagage wieder zu 
den Truppen und brachte mit anderen erwünschten Annehmlichkeiten 
Heimatpost mit. Die an und für sich hervorragende Stimmung der 
Truppe wurde dadurch noch gehoben. Wenn auch die Brotversorgung
	        
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