Volltext: Das Marnedrama 1914 1. Teil [22/I. Teil] (Band 22 1. Teil / 1928)

Schwierige Lage der Jäger. 
115 
2. Komp. nach Westen herumgeworfen und zum Sturm auf den Ostrand 
des Waldes gegen die von dort flankierenden Maschinengewehre vor- 
gerissen. Auch hier ist dem stürmenden Drausgehen der Erfolg beschieden, der 
Gegner weicht, der Zug dringt in den Wald ein und erreicht den jenseitigen 
Rand. Schwer waren die Verluste, aber ungleich schwerere hätten bevor- 
gestanden, wenn dieser erste Sturm nicht so schnell zum Ziel geführt hätte, 
denn am Südrand des eben durchstoßenen Waldes prallen die Jäger auf 
neuen Feind, etwa drei Kompagnien, ebenfalls mit aufgepflanztem Bajonett, 
die bereits bis auf 50 m herangekommen sind. 
„Wer zuerst handelt, siegt. Augenblicke höchster Spannung. Alles Blut 
strömt zum Herzen. Da wirkt ein lautes Hurra aus dem Munde unseres Kom¬ 
mandeurs und sein bedenkenloses Vorwärtsstürmen erlösend und mitreißend. 
Ohne Besinnen stürzt sich das Häuflein Jäger mit brüllendem Hurra und ge- 
fälltem Gewehr auf den Gegner. Wir sind ihm um die entscheidende Sekunde 
zuvorgekommen. Mit fliegenden Rockschößen eilt er den Hügel hinunter, einem 
schützenden Wäldchen zu. Stehend, kniend und liegend wird geschossen. Nur 
wenige Franzosen entkommen." (Bericht eines Kampfteilnehmers l./Res.Jäg. 10.) 
Und doch sollte jetzt erst das Schwerste für die 1., 2. und 4. Komp. 
folgenl Die Reste des zurückgegangenen Gegners werden am jenseitigen 
Waldrand von Verstärkungen aufgenommen, rasendes Inf.- und M.G.Feuer 
schlägt erneut von dort den auf freiem, abfallendem Feld liegenden Jägern 
auf nahe Entfernung entgegen. Und um das Unglück voll zu machen, 
fallen in dieses Höllenfeuer feindliche Maschinengewehre aus dem Waldrand 
in der rechten Flanke und stärkstes Artl.Feuer von vorn ein. Ein ver- 
zweifelter Kampf beginnt. In wenigen Minuten werden die bis zum letzten 
Atemzuge feuernden Braven zusammengeschossen. Die I.Komp, verliert 
weit über die Hälfte ihrer Oberjäger und Jäger, der Komp.Führer, 
Lt. d. R. F ü r b r i n g e r, und alle drei Zugführer, die Lts. d. R. S1 e i n» 
hoff, Weise und D o n a n d t, müssen ihr Leben fürs Vaterland hin- 
geben. Ähnlich schwer sind die Verluste der 2. Komp. Mit vielen 
seiner Leute erhält Lt. d. R. K u h k die tödliche Wunde. Zwei Jäger 
kriechen heran, um ihn in Deckung zu ziehen, beide brechen zu Tode 
getroffen über ihm zusammen. Auch diese Kompagnie verliert ihre sämt- 
lichen Zugführer, Lt. d. R. R a u t m a n n und Müller werden ver- 
wundet; ihr Chef, Hptm. Stephanus, kann trotz leichter Verwundung 
die Führung behalten. Schwer muß auch die 4.Komp. bluten, bei der zwei 
Zugführer, Lt. d. R. G r ö b k e und Lt. C l a u d i tz, verwundet ausfallen. 
Am härtesten aber wird das Bataillon durch den Verlust seines Komman- 
deurs getroffen. Auch dieser liegt schwer verwundet vor dem Waldrand 
unter seinen sterbenden und blutenden Jägern. 
Z»
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.