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Uhr abends die Dunkelheit über das Trichterfeld kriecht, ermattet lang-
sam die wilde Schießerei.
Statt dessen erwacht wieder links vor dem Nonnebosschen das
Gefecht. Die Tommies versuchen einen überraschenden Angriff. Sie
bleiben ohne Erfolg.
*
In der Nacht kommen Pioniere und machen sich an dem um-
gestürzten K.T.K.Bunker zu schaffen. Die Infanterie behauptet, noch
abends um neun Uhr auf ihre Klopfzeichen Antwort erhalten zu haben.
Das Waffer wird in tiefer gelegene Trichter geleitet. Erst versucht
man, mit Seilen den Kasten aufzurichten. Er ist viel zu schwer. Dann
beginnt man mit Graben.
Oft werden die Helfer durch das Sperrfeuer gezwungen, von der
Arbeit abzulassen. Sie kauern dann ringsum in den Trichtern und
warten. Dann geht es wieder an die Arbeit.
Um drei Uhr morgens ist ein schmaler Gang freigelegt, durch den ein
einzelner Mann in den Bunker hineinkriechen kann.
Der erste, der es wagt, kommt nach drei Minuten zurück. Er ist
ganz verstört und lagt kein Wort. Dann läßt er sich eine Kerze geben
und ein paar Seile. Dann kriecht er abermals hinein.
Drei Körper ziehen sie heraus. Sie oersuchen mit Schnaps und
Atempumpen alles mögliche. Es ist umsonst.
Noch zwei andere werden herausgefchafft. Es ist nichts zu machen.
Vorsichtig leuchtet man ihnen mit einer Tafchenlampe ins Gesicht. Der
eine ist ein Gefreiter mit dem Eisernen Kreuz Erster. Er kann noch nicht
lange tot fein, denn sein Gesicht ist noch nicht blau angelaufen wie bei
den ersten drei, und seine Züge sind von einer ausdrucksvollen
Lebendigkeit.
Der andere ist ein kleines Kerlchen, das noch keine Bartstoppeln
um das Kinn trägt. Er hat gewiß nicht lange gelitten, denn er war
schon vorher schwer verwundet. Sein Gesicht ist so ruhig, als schlafe er.
Die Pioniere geben die zwecklose Arbeit auf. Nach einer Viertel-
stunde rücken sie ab.
*
Die Nacht wird so ruhig wie die vorausgegangene. Nur zweimal
wird Sperrfeuer angefordert, einmal um vier Uhr drüben am Nonne-
bosschen und dem Polygonwald, einmal um fünf Uhr zur Rechten bei
Sankt Julien.