Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

83 
nun auch alles gut. Oh ja, jetzt kann er gut schlafen, wenn er so ge- 
streichelt wird . . . 
Seine Augen sind geschlossen. Er weiß nichts mehr von Doode- 
molen . . . 
* 
Zehn Minuten später beginnt der englische Beobachter seine 
Batterie auf den neu entdeckten Betonbunker einzuschießen. Nach dem 
ersten Dutzend fährt eine 3V cm Granate unter die Vorderwand des 
Kastens. Eine dumpfe Explosion erfolgt. Der Eisenbeton zerreißt nicht. 
Aber der ganze Bunker stellt sich schräg. Alle Insassen rutschen und 
fallen durcheinander. Das Kerzenlicht verlöscht. Dumpfe Finsternis 
herrscht. 
Der Eingang ist nicht mehr zu sehen. Der Kasten hat sich auf den 
Eingang gestellt . . . 
Vierundzwanzig eingeschlossene Menschen müssen im Finstern von 
den paar Kubikmetern Luft leben, bis sie ersticken werden. Abgeschnitten 
von allem Geschehen draußen, vernehmen sie nichts als die dumpfen 
Schläge der schweren Granaten, die durch den Beton dringen. Eine 
gräßliche Falle hat sich geschlossen. 
Zehn Sekunden lang herrscht völlige Lähmung. 
Dann brüllt der Gefreite durch die Finsternis. 
„Ruhig bleiben... zwei Mann an den Eingang mit Spaten! 
Die Kerze anzünden! In zehn Minuten haben wir Luft.. 
Sie tasten sich im Dunkeln zurecht. Als einer endlich die Kerze 
findet und anzündet, beleuchtet ihr Schein lauter verzerrte Gesichter. 
Der Gefreite und noch ein Mann sind schon an der Arbeit. 
Jedermann weiß, daß es Wahnsinn ist, auf diese Art ins Freie 
gelangen zu wollen. 
Sie graben eine Viertelstunde, dann quillt Wasser über ihre Spaten. 
Der Gefreite wischt sich den Schweiß aus der Stirn und hört mit der 
Arbeit auf. 
Der andere ruft: „Grundwasser." 
Alles schweigt. Die Luft ist entsetzlich schlecht. Die Hitze quält 
fürchterlich. 
* 
Der Kleine träumt, er sei aus dem Bett gefallen. So hat er sich 
gewälzt. Aber das macht gewiß die große Hitze im Zimmer. 
6*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.