Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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Sobald Sperrfeuerzeichen hochflattern, muß dem Adjutanten Meldung 
gemacht werden. 
Vor vier Tagen, beim letzten Einsatz im Vorfeld ging es auch so im 
Handumdrehen los. Damals nahm es seinen Anfang bei Sankt Julien. 
Mitten aus dem gewöhnlichen Artilleriefeuer heraus, mittags um zwölf 
Uhr, zu einer ganz ungewohnten Zeit, sprang eine einzelne rote Leucht- 
kugel hoch. Ehe man bis drei zählen konnte, waren es ihrer nach rechts 
und links schon zehn, dann dreißig, dann hundert. Ein irrsinniger 
Feuerhagel brach los. Schon knatterten die Maschinengewehre, die 
Handgranaten brüllten, das Sperrfeuer rollte. 
Fünf Minuten später waren sie schon hier vor dem K.T.K. Es gab 
einen wilden Tag bei Doodemolen. Erst am Spätnachmittag gelang es 
dem Bereitschaftsbataillon, das Vorfeld bis zum Hanebeek wieder zu 
nehmen. 
Jawohl, vier Tage ist es her. Seitdem liegen die Leichen der Tom- 
mies dreißig Meter vor dem Bunker. Man kann sie von hier aus nicht 
sehen. Aber den Meldegängern, die von vorn kommen, wo die Kompag- 
nien in wassergefüllten Trichtern liegen und sich mit Zeltbahnen gegen 
Flieger und Regen schützen, den Meldegängern dienen sie als unent- 
behrliches Richtungsmittel, um Doodemolen nicht zu verfehlen . . . 
Der Leuchtkugelposten runzelt die Stirn. Es gefällt ihm nicht, 
was er sieht. 
Er weiß wohl, daß von neun bis zehn Uhr morgens, wenn nicht 
gerade Großkampftag ist, sogenannte Sanitätspause besteht, während 
derer niemand auf die Verwundeten schießt, die in langen Reihen die 
vordere Stellungszone verlassen. Es ist ein stilles Übereinkommen, das 
selbst der krassesten Form des Krieges, die hier betrieben wird, noch 
einen Schimmer von Barmherzigkeit verleiht. 
Aber es behagt seinem Instinkt nicht, daß die Reihe humpelnder 
Gestalten, die aus dem Hanebeekgrund steigt, ihre Richtung genau 
dorthin nimmt, wo etwa hundert Meter zur Linken des K.T.K. sich der 
nächste Nachbarbunker befindet. Gewiß, in dem Bunker ist neben einem 
vorgeschobenen Teil des Bereitfchaftsbataillons auch der Bataillonsarzt 
untergebracht, und viele Verwundete werden eine eilige Behandlung 
nötig haben. . . 
Der Posten flucht leise durch die Zähne. 
Tatsächlich hält der Verwundetentrupp direkt an dem Bunker. Man 
sieht, wie sich die Gestalten in den Trichtern niederlassen. 
Der englische Beobachtungsflieger überquert zum aberhundertsten-
	        
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