Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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Die Engländer schießen Sperrfeuer. Sonst ist's überall ruhig. Was 
man hier so ruhig nennt. 
Der Melder hat die Zigarette in Brand gesetzt, macht zwei tiefe 
Züge durch die Lunge, spuckt einmal aus und verschwindet in den 
Trichtern hinter dem Bunker. In der Nacht wird er zurückkehren, wenn 
alles gut geht. Nach Doodemolen. 
Nach abermals einer halben Stunde kriecht eine neue Gestalt aus 
dem Bunkerloch. Er hat einen Spaten in der Hand und einen Sandsack. 
Gähnend hält er die Hand vor den Mund und streckt dann die Glieder. 
„Verdammte . . murmelt er. 
Der Leuchtkugelposten regt sich nicht. 
Der Sperrfeuerlärm am Nonnebosschen ist eingeschlafen. Der 
Engländer bearbeitet den Busch in regelmäßigen Pausen mit einigen 
schweren Granaten. Haushoch spritzt der schwarze Dreck in die Höhe. 
Der Mann mit dem Spaten und dem Sandsack geht an die Arbeit. 
Er lockert mit dem Spaten den Fußpfad, den im Laufe der Nacht die 
Leute vom K.T.K., die Melder, die zurückgehenden und die ablösenden 
Kompagnien in der Nähe des Bunkers und bis zu seinem Eingang ge- 
treten haben. Rückwärts auf den Knien kriechend fährt er mit dem 
Sandsack über die gelockerte Erde, um alle Spuren zu verwischen, und 
um den Fußpfad der braunen Farbe des Trichterfeldes gleich zu machen. 
Dann verschwindet er im Bunker. 
Der Leuchtkugelposten hockt unbewegt am Trichterrand und schaut 
nach vorn. 
* 
Seit mehr als einer Stunde überquert mit ruhigem, sonorem 
Propellergeräusch ein englischer Beobachtungsflieger den Abschnitt der 
Vorfeldzone. Hin und her, hin und her. Man könnte meinen, er täte 
es zu seinem Vergnügen, und es ist eigentlich verwunderlich, daß es 
ihm nicht zu langweilig wird. 
Ein Mann steckt den Kopf aus dem Bunker. 
„Was willst Du?" fragt der Leuchtkugelposten, ohne seine Stellung 
zu verändern. 
Der Mann schaut den Posten an. Der Posten wendet den Kopf. 
Cr sieht in ein blutjunges Gesicht, kaum der leiseste Bartflaum ist um 
das Kinn. Der Posten, ein alter Frontsoldat von Verdun und der 
Somme, lächelt ein wenig, väterlich halb und traurig. Der junge Kamerad 
ist noch nicht lange bei der Kompagnie. Aus dem Elternhaus direkt in
	        
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