Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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Es bleibt keine Zeit, ihnen nachzutrauern und etwa den Gedanken 
zu spinnen, wie es wäre, wenn man selbst einmal, für einen einzigen 
Tag nur, einen lumpigen Tag, ein Dorf sehen dürfte, ein regelrechtes 
Dorf mit Häusern und roten Ziegeldächern. Nein, es ist dafür gesorgt, 
daß man nicht sentimentalen und romantischen Exzessen zur Beute 
wird . . . 
Nach wenigen Minuten schon pflanzt sich vorn aus dem Broen- 
bachgrund das flehende Tanzen der roten Leuchtkugeln fort, von Punkt 
zu Punkt durch den düsteren Wald eilend. 
Zu Hilfe! Sie ksmmen! Sperrfeuerl Kameraden, helft uns! 
Der Posten im Mantel pfeift einen schrillen Pfiff. Aus den Löchern 
steigen die Schatten herauf, springen an die Geschütze. In Hemdsärmeln 
die einen, in Röcken die anderen, so wie sie sich gerade zum Schlaf 
niedergelegt. 
Stimmen schallen gedämpft, die Verschlußstücke klappern. 
Scharfes Kommando in der Nacht. 
Viermal hintereinander ein langer Blitz, ein dumpfes Gebrüll. 
Immer noch tanzen flehend die roten Leuchtkugeln. 
Zweite Batteriesalve. Sperrfeuer jetzt. Abwechselnd flammen die 
vier Mäuler. Donner auf Donner kracht schaurig durch den nächtlichen 
Wald. 
Drüben das gleiche Schauspiel, und dort jetzt, und dort. Es sind die 
Nachbarbatterien. 
Nach zwei Minuten zittert der tote Wald in hundert gelben Licht- 
reslexen und die Donner der Sperrfeuersalven reihen sich aneinander 
zu einer brüllenden Kette. 
Nach abermals zwei Minuten erfüllt sich die Luft mit rauschenden, 
orgelnden Tönen. Rote Flammen sprühen, wilde Fontänen aus dunkel- 
gelben Funkenwirbeln steigen auf. Berstend splittern die schweren Ein- 
schlüge der feindlichen Artillerie. 
Und nun vermischt sich alles zu einer rasenden Orgie aus Lärm 
und Feuer. 
Schwarz abgezeichnet vor den glimmenden Flammen dieser Nacht 
hantieren die Schatten, die das tanzende rote Licht aus ihren Löchern 
gerufen. . . 
Armer Wald, armer Wald, wie oft wird man dich noch ver- 
fluchen. . .
	        
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