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Großangriff und damit verbunden die Wahrscheinlichkeit geringerer
Verluste durch das Vorbereitungsfeuer, zweitens aber eine Vermehrung
der zum Gegenstoß bestimmten Verbände und damit verknüpft eine
größere Beweglichkeit der Verteidigung. Nach englischem Vorbild wurde
die gesamte Feldartillerie in zwei Wellen eingeteilt, deren zweite nur
dazu bestimmt war, im Großkampf mitzuwirken. Vis dahin hatte sie
weiter nichts zu tun, als ihre Stellungen vor den englischen Fliegern
verborgen zu halten. Diese Einrichtung bewährte sich in den weiteren
Abwehrkämpfen vorzüglich.
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Das Wetter blieb weiter schlecht.
Fuß- und Darmerkrankungen machten sich verhängnisvoll bemerkbar.
Am 3. August zählte die 2.Garde-Ref.Div., vom 31. Juli an gerechnet,
2208 Köpfe Gesamtverlust, darunter 600 Kranke. Bedenkliche Zeichen
der Abspannung traten auch bei anderen Divisionen auf, so beantragte
die 38. Jnf.Div. ihre Ablösung: sie hatte zwei Drittel ihrer Kopfstärke
eingebüßt.
Die Engländer glaubten diesen Zustand der „Demoralisation" auf
deutscher Seite durch starke Teilangriffe ausnützen zu müssen. Aber
auch bei ihnen stiegen die Abgänge durch Erkrankung, die Angriffs-
freudigkeit sank rasch. Der ungeheuerliche Aufwand an Artillerie-
Munition machte den Schaden nicht wett. Keiner ihrer Angriffe zwischen
dem 31. Juli und dem 8. August brachte ihnen Erfolge.
Am 7. August endlich besserte sich das Wetter. Sofort nahm das
englische Artilleriefeuer, das bisher als Streu- und Störungsfeuer
gewirkt, den Charakter planmäßiger Angriffsvorbereitung an. Die
Umgruppierung der englischen Artillerie war vollzogen. Noch am
gleichen Abend lag zwischen Draaibank und Sankt Julien, also beider-
seits Langemark, schärfstes Trommelfeuer. Nach einer Stunde vor-
dringende Jnfanterieangriffe brachen im deutschen Sperrfeuer zu-
sammen. Abends um elf Uhr, nach Einbruch der Dunkelheit, wiederholte
sich das gleiche Schauspiel mit dem gleichen Ergebnis.
Inzwischen trockneten die Bachläufe langsam aus, das Trichter-
gelände wurde wieder gangbar. In dem gleichen Maße, wie das eng-
lifche Feuer zunahm, bemächtigte sich der deutschen Infanterie eine starke
Nervosität. Die Anforderung von Sperrfeuer erfolgte oft aus unbe¬