Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

37 
Was soll man machen? Die einen setzen das unvollständige Früh- 
stück fort und kramen umständlich ihr Brot aus dem Brotbeutel. Andere 
schlafen noch ein bischen, denn sie haben robustere Gemüter, denen der 
gefräßige Schlachtlärm dort vorn nichts anhaben kann. Wieder andere 
hocken auf ihrem Tornister und dösen vor sich hin. Es ist ja auch kein 
Platz und keine Stunde, um seines Lebens recht froh zu werden. 
Vor einer Stunde, den Vorkommandos de? Eingreifdivision noch 
begegnend, sind die Bataillone des Gegenstoßregiments der vorn 
kämpfenden Division aus diesen Stellungen hier aufgebrochen. Es ist 
acht Uhr morgens. Jetzt werden sie schon mitten drin sein. Die nächsten 
sind wir. Hinter uns warten andere. Hinter denen abermals andere, 
die noch auf der Bahn sind. Hinter diesen noch andere, die irgendwo in 
einem ruhigen Etappenort Stoßtrupp üben und elastische Verteidigung 
nach dem neuen Rezept: vorn dünn und hinten dick. Alle kommen an 
die Reihe. 
Der Kommandeur zieht die erste Zigarre aus der Ledertasche. Die 
beiden Vormarschzigarren sind verpafft. Er berechnet im Stillen seine 
Tageseinteilung, die nach Zigarren zählt, und zeigt sin besorgtes Ge° 
ficht. Die Trommelei dort vorn und der frühe Einsatz der Stoßregl- 
menter machen durchaus nicht den Eindruck, als ob der Zigarrennach- 
schnb gesichert fei. 
Der Houthulster Wald wird immer verrückter. Es ist klar, daß die 
deutschen Batterien alle im Sperrfeuer liegen, seit Stunden nun schon. 
Eine ganz große Sache ist also im Gange, d i e große Sache. 
Links neben der Bereitschaftsstellung krachen in regelmäßigen Ab- 
ständen immer zwei Donnerschläge und ein schwaches Leuchten bricht 
durch den Nebel. Dort steht ein Mörserpaar, das vielleicht den Bahnhof 
von Bpern beschießt oder die Kanalbrücken. Schattenhaft taucht eine 
Munitionskolonne auf, schwere Wagen mit vier Pferden bespannt. Sie 
fahren durch die Mulde und der Nebel frißt sie, wie er sie von sich 
gegeben. 
Es ist nun ganz deutlich zu vernehmen, wie über unsere Köpfe 
hinweg ein ruheloses Wandern schwerer Granaten zieht, aus dem 
grollenden Gepolter vorn seinen Ursprung nehmend und über uns 
hinweg seinen Weg in die Quartiere der höheren Stäbe suchend. Abschuß 
und Einschlag gehen unter im Lärm, und nur dieses hochgewölbte 
Einherwandern ist zu erfassen. 
Was ist das jetzt? Die dumpfen Schläge der beiden Mörser sind 
nicht mehr zu hören, ein rasselndes Zerkrachen schallt unaufhörlich
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.