Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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Nach zehn Minuten ist es klar. 
Trommelfeuer. . . 
Im Osten beginnt sich der Himmel blaß zu verfärben. Es mag fünf 
Uhr morgens sein. 
Trommelfeuer. . . 
Ein Motorradfahrer knattert über die Straße. Schwarz ist sein 
Lederzeug. Funken entsprühen dem Auspuff, hin und wieder knallt eine 
Fehlzündung wie ein Gewehrschuß. 
Man sieht, wie der Vizefeldwebel den Tintenstift beiseite legt, sorg- 
sam die Postkarte einsteckt und an das Telephon geht. Die Telephonisten 
richten sich schlaftrunken auf. 
Trommelfeuer. . . 
Der Telephonist, der den Kopfhörer umlegt, wendet sein Gesicht 
halb in die Stube und sagt ein Wort, das man draußen von der Feld- 
küche aus nicht verstehen kann. 
Die Esse der Feldküche glüht und knistert, Qualm steigt aus dem 
kurzen Schornstein. Das Wasser wirft schon Blasen und der Küchen- 
korporal mißt die Kaffeeportion ab. 
Der Vizefeldwebel nickt, als er das Wort vernimmt, das ihm der 
Telephonist zuspricht. Der zweite Telephonist weckt die Meldegänger. 
Sie richten die Oberkörper vom Boden, blinzeln in das Kerzenlicht, ver- 
nehmen ebenfalls das Wort, das der Vizefeldwebel wiederholt, und 
machen sich wortlos auf. Sie treten vor die Türe, dehnen die Glieder 
und stecken sich eine Zigarette an. Der Schein des Streichholzes beleuchtet 
einen Augenblick ihre schlaftrunkenen Gesichter. Dann gehen sie. 
Fünf Minuten später tritt der Adjutant in die Schreibstube. Er 
telephoniert, zündet sich eine Zigarette an und setzt sich dann steif auf die 
roh gezimmerte Bank an der Hinterwand des Zimmers. Man kann 
deutlich sein Gesicht sehen. Es ist bleich und ernst und die Augen schauen 
bewegungslos in das Dunkel, das draußen ist. 
Eine Ordonnanz geht zur Feldküche und holt Kaffee. 
Alarm Nummer drei, verrät er dem Küchenkorporal und dem Koch. 
Sofortiges Abrücken in die vorgeschobenen Bereitschastsrüume. 
Der Koch wirft noch ein paar Hände voll Kaffeesatz in den Kessel, 
der Trunk darf heute ein bischen stärker werden. Der Kompagniefeld- 
webel schickt einen Läufer: sofort nach der Kaffeeausgabe einen zweiten 
Kessel kochen zum Füllen der Feldflaschen. 
„Als ob wir das nicht wüßten," murmelt der Korporal. 
Trommelfeuer. . pausenlos, dumpf, gewaltig. 
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