Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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Bis nach Drie Grachten reichte damals das Überschwemmungsgebiet, 
das die Belgier 1914 durch Sprengung der Nieuporter Schleusen her- 
gestellt hatten, und das nur in den Dünen des Küstenabschnitts größere 
Kämpfe gestattete. Vom Überschwemmungsgebiet bis zu dem erwähnten 
Höhenzug Ebene, von kleinen Waldstücken, Dörfern, zahlreichen Weilern 
und winzigen Bachläufen unterbrochen. Im Norden der Houthulster 
Wald, im Zentrum die Stadt Dpern. Senkrecht zu der Höhenlinie, von 
Nordwesten nach Südosten, bei Drie Grachten das Überschwemmungs- 
gebiet verlassend, die Stadt Jpern im Bogen umgehend, unweit Holle- 
beke den Höhenzug mit einigen Schleusen und tiefen Einschnitten durch- 
querend und bei Comines die Lys erreichend, verläuft der große Kanal. 
Es ist erinnerlich, wie im Oktober 1914 die jungen deutschen Regi- 
menter zwischen dem Meer und der Lys fochten, bei Diksmuide und 
Bikschoote den Kanal erreichten, zwischen Langemark und Zillebeke 
blutige Lorbeeren ernteten und in mörderischen Straßenschlachten das 
hochgelegene Wijtschate und Messen einnahmen. In diesem engen 
Kranz, den sie um Dpern gelegt, erstarrte die Front für fast drei Jahre. 
Sie klammerte sich vom Norden bis nach Boesingen an den Kanal, bog 
über den Weiler Wieltje, Schloß Hooge, Zillebeke und Sankt Elvi um 
Bpern herum und bildete dann eine nach Westen vorspringende 
Kurve um Wijtschate und Meesen bis zur Lys hinab, den sogenannten 
Wijtschatebogen. Der gesamte flandrische Höhenzug von Westroosebeke 
bis Wijtschate war damit in deutschem Besitz, außerhalb blieb nur das 
Kemmelmassiv. 
Das strategisch-politische Ziel der Flandernschlacht 1917 war für die 
Engländer die Wegnahme der deutschen Küstenfront von Nieuport 
bis zur holländischen Grenze und damit der Basis des U°Bootkrieges. 
Das operative Ziel bestand in der Eroberung jener Höhenlinie vom 
Kemmel bis nach Westroosebeke, von der sich die englische Heeres- 
leitung alles übrige erhoffte. Das letztere Ziel wurde innerhalb vierer 
Monate durchweg erreicht, im Juni durch die Einnahme des Wijtschate- 
bogens, vom 31. Juli bis in den November durch die blutige Etappen- 
arbeit von Hollebeke bis Passchendale und an den Rand des Houthulster 
Forstes. 
Aber es erwies sich, daß diese operative Zielsetzung einer veralteten 
Anschauung entsprach. Der Besitz der Höhenlinie entschied die Schlacht 
um die U-Bootbasis nicht. Wie die Front bis dahin diesseits der Höhen 
erstarrt, so erstarrte sie nachher jenseits, ohne die Deutschen zu veran- 
lassen, auch nur einen einzigen Quadratkilometer mehr aufzugeben.
	        
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