Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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nieder. Links werden die deutschen Sicherungen bis auf die Haupt- 
widerstandslinie zurückgedrückt. Es dauert nicht lange bis das Bereit- 
schaftsbataillon der 208er in strömendem Regen den Gegenstoß unter- 
nimmt und den Feind in einem einzigen Schwung noch über die alte 
Linie hinaus zurücktreibt. 
Das Res.Jnf.Regt. 208 hat an diesem Tage die schwerste Last zu 
tragen. Unmittelbar vor Passchendale liegend zieht es immer wieder 
den Hauptsturm der Kanadier und der 2. englischen Division auf sich. 
Schon um 4 Uhr nachmittags bricht der Gegner nach neuem Vor- 
bereitungsfeuer aus den Dorftrümmern hervor und unternimmt seinen 
vierten tief.gegliederten Angriff gegen das Regiment. Im rasenden 
Feuer der Artillerie und der Maschinengewehre erstickt die Bewegung 
der ersten Wellen, die rückwärtigen kehren schleunigst um und ver- 
schwinden im Dorf. 
Roch einmal um 5Uhr südlich von Passchendale, noch einmal in 
der Nacht nördlich davon versuchen die Kanadier sich Erleichterung zu 
verschaffen. Sie gewinnen nicht einen einzigen Schrittbreit Boden. 
* -5- 
* 
Die Schlacht ist beendet. 
Nicht lange, und der erste Schnee fällt vom grauen Himmel in die 
wassergefüllten Trichter. Zuerst vermischt er sich mit dem Schlamm und 
verschmilzt mit der breiigen Masse. Eines Morgens aber bleibt er 
liegen und überzieht die Stätten des Grauens mit seiner weißen Decke. 
Es geht nicht von heute auf morgen. Es dauert Tage und Wochen, 
bis die wilde Raserei des Feuers, das diesen Landstreifen vernichtet, 
allmählich einschläft. 
Noch oft steigen die farbigen Leuchtkugeln auf. Noch oft klirrt die 
stählerne Musik des Sperrfeuers am Houthulster Wald, östlich Poel- 
kapelle, ringsum Passchendale, vor Beselare und bei Geluveld. Aber 
es gibt keine geschlossenen Jnsanterieangriffe mehr, die dritte und letzte 
Serie der Angriffsstötze ist beendet. Der Winter tritt seine Herrschaft an. 
Gräben entstehen und Hindernisse. Erst sind es wenige und schüch- 
terne Versuche, die der immer noch wachsame Orkan des Artilleriefeuers 
wieder zerreißt. Dann fügen sie sich dichter zusammen, bilden Reihen, 
Linien und Netze. 
Schließlich legen sie ihren Gürtel rings um den flandrischen Tod, 
der sich müde und satt gelärmt hat.
	        
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