Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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gegen den Houthulster Wald antreten wird. Bei Passchendale ist immer 
noch nichts außergewöhnliches zu erkennen. 
Um 6.30 Uhr endlich deckt der Engländer seine Karten auf. über 
dem Abschnitt der 4. und der 11. Jnf.Div. vor Passchendale, der elfteren 
von der Gruppe Staden, der letzteren von der Gruppe Dpern, tobt die 
Hölle. Nun weiß jedermann, was hier gespielt wird. 
Goudberg, MoMmarkt und Dorf Passchendale versinken unter 
dieser feurigen Granatensaat rettungslos. In den Dorftrümmern wühlen 
die schweren Kaliber mit urweltlichem Getöse und lang emporfahrenden 
Flammen. Draußen im Trichterfeld hämmert der klirrende Platzregen 
der Feldgeschütze. Man mag den Blick nicht hinlenken auf diese gran- 
diose Vernichtungsraserei und kann ihn doch nicht davon lassen. Schon 
sind die Eingreifdivisionen im Alarm, denn heute wird es heiß hergehen 
um Passchendale. 
Es regnet noch nicht, aber die Flammenstrahlen der Explosionen be- 
leuchten schon tiefhängende Wolken, die wasserbeladen gleich trägen Un- 
tieren über dem höllischen Brodem schwimmen. 
Die deutsche Artillerie gibt ruhiges Störungsfeuer. Sie wartet. Es 
kann nicht lange dauern, bis die Leuchtkugeln vorn ihren flehenden 
Tanz beginnen. 
Einzelne englische Flieger nehmen ihre Plätze in diesem furchtbaren 
Theater ein. Sie drängen sich zwischen Wolken und Feuermeer, grell be- 
leuchtet und von unsichtbarem Eisen umschwirrt. Die Nacht verschlingt 
sie abwechselnd und speit sie wieder hervor. Es kann nur noch nach Mi- 
nuten zählen, bis der Borhang sich hebt und die Akteure die Bühne be- 
treten. 
Bleich kündet die Dämmerung sich an. Zwielicht vermischt sich mit 
den gelben Stichflammen, die aus den Trichtern aufzucken. Die Umrisse 
der Höhe enthüllen sich grau und nackt. Hemmungslos prasselt der 
eiserne Hagel. 
Plötzlich um 6.50 Uhr geschieht ein Wunder. 
Das Chaos verstummt jäh, der Tanz der grauen Schleier wird mit 
einem Male beendet. Es ist so still, daß man das Surren der Flieger ver« 
nehmen kann. 
Endlich begreift man, daß die deutsche Feldartillerie unbe- 
kümmert um das Verstummen der Engländer ihr ruhiges Störungs- 
feuer fortsetzt. Nach einigen Minuten verstummt auch sie. 
Ein paar Maschinengewehre hämmern ihre dünne Musik. Da nie- 
mand ihnen antwortet, verstummen sie.
	        
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