Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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länder ihren Gewinn fest. Schon öffnete sich ihnen vom Ostrand des 
Dorfes aus der Blick in die Ebene von Roefelare. 
In diesem kritischen Zeitpunkt erschien als vorgeschobene Staffel 
der Eingreifdivision das Jnf.Regt. 172 auf dem Wassertriefenden 
Schlachtfeld. Östlich Passchendale entwickelte es zwei Bataillone zum 
Gegenangriff. Ohne besondere Artillerievorbereitung schritt der Angriff 
auf das rauchende Dorf zu, traf in vollem Schwung auf die ermatteten 
englischen Stoßtrupps und trieb sie ohne Aufhatten über den Westrand 
zurück und in die Sumpffelder hinab, überall wurde die alte Haupt- 
widerstandslinie erreicht, das Vorfeld blieb den Engländern. 
Passchendale hatte zum ersten Male die Jnfanterieschlacht gespürt. 
Es dauerte nicht zwei Stunden, bis der Engländer seinen neuen 
Angriff organisiert hatte. In sechs Wellen, der Feuerwalze folgend, trotz 
Sturm und Regen von Jagdfliegern begleitet, krochen die Angreifer aus 
dem Sumpf und drängten die tödlich ermatteten Verteidiger, Stellungs- 
bataillone der Regimenter 465 und 464 von der 238. Inf.Div., abermals 
bis zum Rand der Höhe zurück. Das letzte, noch in Reserve gehaltene 
Bataillon der 172er bot ihnen hier Halt. Die deutsche Artillerie feuerte 
aus ihren Rohren zum Teil mit direktem Schuß in die englischen Re- 
serven. 
Nachmittagsdämmerung sank schon herab, als die Engländer zum 
dritten Male gegen den Trümmerhaufen von Passchendale anrannten. 
Der Angriff richtete sich gegen den ganzen Abschnitt der 238. Inf.Div. 
und den nördlichen Teil der links anschließenden 3. Garde-Jnf.Div. Aus 
dem ersten mächtigen Anstoß entwickelten sich wechselvolle Einzelgefechte 
kleiner Gruppen ohne festen Zusammenhang miteinander. Roch in der 
Dunkelheit lärmte der Kampf um die Trichter. Der Feind lag unmittel- 
bar südwestlich von Passchendale und vor Mosselmarkt. Die Höhenlinie 
blieb deutsch. 
Eine neue Regennacht hob an. Mit schwerstem Feuer ließ der Eng- 
länder seine Rache an Passchendale aus. 
* 
Das grausige Finale dieser verzweifelten Schlacht beginnt. 
Schon ist es November geworden. Der erste Frost härtet den Boden 
und vermehrt die Splitterwirkung der Granaten. Jedermann weiß, daß 
es um Passchendale gehen wird, obwohl das Dorf nichts mehr ist als 
ein geographischer Begriff. 
Ströme von Blut sind geflossen von Boesingen bis Schaap Balie,
	        
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