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schen nicht etwa der Gedanke kam, die Schlacht sei bereits zu ihren
Gunsten entschieden. So wurde auch weiterhin ein starker Verbrauch bei
den deutschen Kampftruppen bewirkt, der den Alliierten an anderen
Frontabschnitten zugute kam.
Als man Anfang September auf englischer Seite umfangreiche Ab-
lösungen erkannte, die sich fast auf die ganze bisherige Angriffsfront
erstreckten, war das deutsche Armeeoberkommando sich darüber klar,
daß der Gegner die Schlacht fortzusetzen gedachte. Bald brachten auch
Gefangenenaussagen die Bestätigung. Trotz anhaltenden schlechten
Wetters waren die deutschen Flieger auf dem Posten und stellten eine
starke Vermehrung der englischen Truppenlager hinter der Angriffs-
front, besonders vor dem Abschnitt der Gruppe Bpern, fest.
Viele Anzeichen sprachen dafür, daß die Fortsetzung des Angriffs
erst in einiger Zeit zu erwarten war. Die Engländer gaben sich Mühe,
aus den bisherigen Ereignissen taktische Folgerungen zu ziehen und sich
mehr als bisher auf die Eigenarten der Flandernschlacht und die deutsche
Abwehrtaktik einzustellen.
Sie hielten an dem Grundsatz der schrittweisen Niederhämmerung
der deutschen Front fest, aber sie hatten erkannt, daß die Stärke der
deutschen Abwehr im offensiven Gegenstoß aus einem Räume tief hinter
der vorderen Stellungszone lag. Fast regelmäßig waren die beträcht-
lichen englischen Anfangsgewinne durch das Vorgehen der deutschen
Eingreifdivisionen verlorengegangen. Endlich waren die Engländer
dahinter gekommen, wie unverhältnismäßig dünn die Deutschen ihre
vordere Linie besetzten, und in welchem Mißverhältnis dazu der un-
geheure Aufwand zur Eroberung dieses Streifens stand. Es handelte
sich eigentlich gar nicht um ein „Erobern", sondern lediglich um ein
„Besetzen." Die Schwierigkeit begann erst mit dem Hineintragen des
Angriffs in die deutsche Hauptwiderstandslinie und darüber hinaus.
Nicht mit den Besatzungen des deutschen Vorfeldes war der entscheidende
Kampf auszutragen, sondern mit den Bereitschaften und Reserven, die
zum Gegenstoß vorgingen, um das verlorene Gelände wiederzunehmen.
Ihre Gegenmaßnahmen teilten die Engländer nun in zwei Gruppen,
deren erste die Vorbereitung des Angriffs und deren zweite seine Durch-
sührung betraf. Zunächst war man sich klar darüber, daß die einzelnen
Angriffsstöße schneller hintereinander stattfinden mußten, um die Deut-
schen zu verhindern, jedesmal die erforderliche Anzahl neuer Eingretf-
divisionen heranzuführen und in ihre Aufgaben einzuweisen. Sodann
war das vorbereitende Artilleriefeuer viel mehr als bisher auf alle
Flandern 1917. 8