Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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Dann packt ihn die Wut. Nun werden sie gleich ankommen, die 
Tommies, sie werden den K.T.K. umzingeln, denn es ist ja ausgeschlossen, 
daß die Handvoll Männer hier ihnen lange Widerstand leisten kann. 
Dann wird einer ein paar Handgranaten hereinlangen, man hört noch 
das gedämpfte Abziehen. Und dann ade, mein Heimatschüßchen! Schluß, 
aus, nicht einmal Zeit genug wird bleiben, um Dankeschön zu sagen. 
Der Hauptmann spricht ein Kommando. Der Feuerlärm draußen 
ist so stark, daß man kein Wort versteht. Aber das ist auch gar nicht 
nötig. Jedermann weiß, was es zu bedeuten hat. Alles steht auf und 
macht sich fertig. 
Nur Müller iii bleibt sitzen. Seine Zähne sind gefletscht vor ohn- 
mächtiger Wut. Seine ganze Energie kämpft jetzt um alles, um das 
Höchste, um dis Heimat, die ihm plötzlich so greifbar nahe gerückt war, 
und die ihm nun entrissen werden soll, auf immer entrissen. Er macht 
eine furchtbare Anstrengung, sich zu erheben. 
Siehe da, es geht! 
„Können Sie laufen?" schreit ihm der Hauptmann zu. 
„Jawohl, Herr Hauptmann!" antwortet Müller iii. 
„So versuchen Sie, diese Meldung zum Regiment nach Poelkapelle 
zu bringen. Wenn Sie nicht mehr weiter können, geben Sie sie jemand 
mit. Verstehen Sie mich? Ich kann sonst niemanden hier entbehren." 
„Zu Befehl, Herr Hauptmann." 
Müller iii, in dessen Vorstellungen die Heimat mit wilder Gewalt 
sich erhebt, steht steif aufgerichtet wie ein Holz. Er nimmt die Meldung 
und steckt sie in die Hosentasche. Dann macht er drei Schritte und kämpft 
dabei mit zusammengebissenen Zähnen gegen das wahnsinnige Stechen 
in der Brust. Alles flimmert ihm vor den Augen. Nur nicht schlapp 
machen jetzt, denkt er fieberhaft, nur nicht schlapp machen — es geht 
um Daheim! 
Das heftige Klirren des Sperrfeuers verstummt. Ein Rauschen hebt 
an, ein vielstimmiges Singen. Die englische Feuerwalze ist angetreten. 
Nun müssen sie kommen. 
Die Besatzung des Bunkers stürzt ins Freie und verteilt sich in die 
Trichter. Schon vernimmt man Maschinengewehre. 
Müller III greift seinen Knotenstock und einen Revolver, der liegen 
geblieben ist. Das Bücken ist eine furchtbare Anstrengung. 
„Nix, nix," ruft eine fremde Stimme aufgeregt neben ihm und 
jemand will ihm die Waffe entreißen.
	        
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