Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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Ernste Sorge machte uns die Ruhr, die, besonders von den Mann- 
schaften der Kraftwagenkolonnen, überhaupt erfahrungsgemäß aus nahe- 
liegenden Gründen die gefährlichsten übermittler ansteckender Krank- 
heiten im Felde, nach Rajak eingeschleppt, hier zu einem bösartigen 
Seuchenherd sich auswachsen konnte. Endlich sei hier schon darauf hin- 
gewiesen, wie gesundheitlich gefährdet unsere deutschen Soldaten in dem 
Heerlager von Rajak durch das unvermeidliche nahe Zusammenkommen 
mit den gleichfalls dort lagernden türkischen Truppen sein würden, wie 
die Möglichkeit der Fleckfieberübertragung hierdurch in unmittelbare 
Nähe rücken mußte. ; 
Alle diese Erwägungen drängten sich mir auf, als ich zum ersten 
Male nach Rajak kam und die zu treffenden sanitären Maßnahmen in 
den Bereich meiner Überlegungen zog. Allerdings konnte für mich nur 
die Festlegung von Richtlinien im großen in Frage kommen: alle Einzel- 
heiten der Ausführung mußte und durfte ich dem Etappenarzt und den 
geschulten Truppenärzten überlassen. So viel aber stand fest, daß 
Rajak der Sitz einer aufnahmefähigen Krankensammelstelle, einer Ent- 
lausungsanstalt und eines für die erste Aufnahme bereiten Feldlazaretts 
sein mußte. Gleichzeitig allerdings erkannte ich, daß das Zeltlager von 
Rajak für einen wirklichen stationären Lazarettbetrieb nicht den ge- 
eigneten Boden abgab, daß vielmehr für die Einrichtung eines nach 
deutscher Art geleiteten Kriegslazaretts nur einer der in erreichbarer 
Nähe liegenden größeren Orte mit festen Gebäuden und günstigen 
hygienischen Verhältnissen in Frage kommen konnte. 
Mein Blick richtete sich in erster Linie auf das in mittlerer Höhe in 
den Libanon eingebettete Weinstädtchen Zahle (15 km westlich Rajak), 
das, als Luftkurort längst beliebt, alle Vorteile für eine Lazarettanlage 
bot, zumal es von Rajak aus mit der Bahn oder dem Kraftwagen in 
aller Kürze zu erreichen war. Die an Ort und Stelle mit dem 
Kaimakam in der üblichen Weife bei Kaffee und Zigarette fast endlos 
sich hinziehenden Verhandlungen hatten äußerlich ein recht günstiges 
Ergebnis. Es überraschte mich aber nicht, schon tags darauf wieder fest- 
stellen zu müssen, daß beim Türken zwischen Versprechen und ver- 
sprochenes Halten ein sehr weiter Weg ist, und daß ohne grobe Gewalt- 
anwendung, die leider im Interesse des Friedens laut höherem Befehl 
zu vermeiden war, wie fo oft auch hier die Forderung nach geeigneten 
umfangreichen Gebäuden für ein deutsches Lazarett nicht durchzudrücken 
war. So blieb nur Damaskus mir für meine Zwecke übrig, wenngleich
	        
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