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Baracken und sonstigen Unterkünfte waren von den Türken von vom-
herein, getreu den Grundsätzen unserer östlichen Bundesgenossen, mit
Beschlag belegt und wurden mit der ihnen eigenen passiven Hart»
näckigkeit festgehalten. Man war also in der Hauptsache auf Zelte ange-
wiesen, die vom deutschen Kriegsministerium allerdings in sehr reich-
licher Zahl dem deutschen Asienkorps und der Heeresgruppe mitgegeben
waren. Aber schon damals waren sie aus wenig haltbarem Stoff her-
gestellt und den subtropischen Witterungseinflüssen Syriens nicht ge-
wachsen.
Besonders verhängnisvoll gestaltete sich der gänzliche Mangel dauer-
hafter massiver Unterkünfte für den Sanitätsdienst; auch für Lazarett-
zwecke konnten nur Zelte in Frage kommen. Und doch genügte ein
oberflächlicher Einblick in die Örtlichkeit und das noch in der ersten Ent-
stehung begriffene Heerlager bei Rajak, um zu erkennen, daß gerade
hier mit einem fehr großen Krankenzugang zu rechnen fein würde.
Rajak liegt im oberen Ouellnetz des Rar i Litani zwischen Libanon
und Antilibanon, das zu Ende der trockenen Sommerzeit zwar unter
ausgesprochenem Wassermangel litt, das aber mit Einsetzen der Regen-
zeit Ende Oktober in einen ausgedehnten Sumpf sich verwandelte. Der
tiefe schwarze Boden mußte dann zum unpassierbaren Morast werden,
Nässe und Kälte — Rajak hat bei 1100 m Meereshöhe von November bis
März ein sehr rauhes Klima — mußten unfehlbar höchst ungünstig auf
den Gesundheitszustand der sicher hier zu längerem Biwakieren ge-
zwungenen deutschen Truppen einwirken.
Wenn auch in der kalten Jahreszeit in Mittelsyrien nicht mit
frischer Malaria in größerem Umfange gerechnet zu werden brauchte,
hatte doch die Erfahrung in Mazedonien gelehrt, daß gerade das
Einletzen der kühlen, nassen Jahreszeit besonders hartnäckige Rückfälle
der Malaria auszulösen geeignet ist. Als mit Malaria infiziert mußte ich
aber einen guten Teil unserer deutschen Truppen bereits bei ihrem
ersten Eintreffen in Nordsyrien ansehen — die Lazarette Aleppos hatten
eine nicht mißzuverstehende Sprache geredet. Die schematische Chinin-
Prophylaxe hatte in Wirklichkeit nicht das gehalten, was man sich in der
Heimat bei Abgang der Transporte von ihr versprochen hatte. Stand
doch fest, daß die ersten Malariainfektionen bereits in der Donau-Tief-
ebene und Thrazien erfolgt waren, denen sich dann Kleinasisn, besonders
die Orte Bozanti, Karapunar und die Fieberebene von Adana wir-
kungsvoll anschlössen.