Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

Strahle dem in Trümmern liegenden Heiligtum des Baal, dem Gotte- 
des Lichtes, dem Herrn der Beka. Baalbek! 
Baalbek ist heute ein unbedeutendes türkisches Landstädtchen, an- 
geschmiegt an die Hänge des Antilibanon inmitten eines wasserreichen 
Quellennetzes, dem Ursprung des Rar el Asi und des Nar i Litani. Durch 
die hier befindliche Wasserscheide wird beiden Flüssen der Weg nach 
Norden und Süden gewiesen, bis sie, dreihundertzwanzig Kilometer von- 
einander entfernt, in das Meer einmünden, nachdem sie der Hochebene 
von Coelefyrien, der Kornkammer des alten Roms, ihr befruchtendes 
Naß gespendet haben. 
Schon beim Betreten des Ortes fällt dem Reisenden eine ungewöhn- 
liche Sauberkeit der Straßen auf und nicht weniger die stramme Disziplin 
der in großer Zahl sichtbaren türkischen Soldaten. Ein in osmanifchen 
Diensten stehender deutscher Major ist Ortskommandant; er hat es ver- 
standen, mit fester und zugleich weicher Hand, begabt mit einem hervor- 
ragenden Verständnis für türkische Denkungsart hier eine Ordnung zu 
schaffen, die jedem deutschen Kriegsetappenort zum Muster dienen 
konnte. Baalbek mit seinem Vorort Ras el Ain ist Sitz eines türkischen 
Rekrutendepots, und Major Würth von Würthenau hat hier 
gezeigt, welch gesunder Kern in dem türkischen Soldatenmaterial steckt, 
welch vortrefflicher Feldsoldat aus ihm sich heranbilden läßt. Die Ord- 
nung und Disziplin in den zahlreichen Kasernenbaracken war einfach 
musterhaft, die Körperhygiene nach deutschen Grundsätzen bis ins kleinste 
geregelt. Kein Wunder, daß diese gut geleitete Organisation auch auf die 
in Baalbek eingerichteten türkischen Etappenlazarette ihren wohltätigen 
Einfluß ausübte und mir bei Erfüllung meiner dienstlichen Aufgaben 
zustatten kam. 
Der Eindruck, den die gigantischen Ruinen des Sonnentempels von 
Baalbek auf den Besucher machen, ist gewaltig und läßt sich nicht in 
Worte fassen. Die Geschichte des Heiligtums verliert sich in der grauesten 
Vorzeit; nur ungenügend find wir unterrichtet über Zeit der Gründung 
der ersten Anlage. Schon in den ältesten ägyptischen und assyrischen 
Kriegsberichten findet sich der Name Balbiki. Zuverlässige Nachrichten 
haben wir aber erst aus dem ersten Jahrhundert nach Christi Geburt 
über den Ort Heliopolis und den Jupiter Heliopolitanus, der an Stelle 
des alten phönizischen Baal getreten war. Als Erbauer der beiden her- 
vorragenden Tempel dürfen wir Antoninus Pius (138—161 n. 
Christus) annehmen.
	        
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