Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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wieder aufgegriffener, zerlumpter und halbverhungerter Deserteure, die 
mit Ketten aneinander geschlossen nach Aleppo zurückgebracht wurden. 
Dort sperrte man sie zunächst in ein käfigartiges, nach der Straße durch 
eiserne Gitter abgeschlossenes Gefängnis. Es gehörte Optimismus dazu, 
angesichts dieser Erscheinungen überhaupt an einen türkischen Sieg zu 
glauben. 
Eine weitere Einbuße erlitt der Kampfwert der türkischen Armee 
durch das in ihr vorhandene arabische Element. Auch der Araber läßt 
sich ohne Frage zu einem leidlich brauchbaren Soldaten heranbilden. 
Wenn dies der türkischen Heeresleitung nicht gelungen ist, so war es 
nicht sowohl in der semitischen Artfremdheit, als vielmehr in dem, Haupt- 
sächlich durch Djemal Pafcha eingeführten, falschen türkischen Re- 
gierungssystem den Arabern gegenüber begründet. Das erste Unterneh- 
men gegen den Suezkanal 1915, das Gefecht bei Romani 1916 und die 
Schlacht bei Birseba im Oktober 1917 wurden zu einer türkischen Nieder- 
läge nicht zum geringsten Teil infolge Überlaufens oder Versagens 
arabischer Regimenter. Beides übrigens recht schmerzliche Enttäuschungen 
für jene Illusionisten, die in dem „Fetwa", der Aufforderung zum „hei- 
ligen Krieg", ein ausschlaggebendes Ereignis für den Ausgang des Welt- 
krieges erhofft hatten. 
Auch die militärische Ausbildung und Ausrüstung der türkischen 
Truppen ließ viel, an manchen Stellen alles vermissen. Mustafa 
Kemal Pascha berichtete bereits im August 1917 an die Heeres- 
gruppe über den Zustand der 7. Armee. Die Ausbildung sei äußerst 
lückenhaft, die Mannschaften beständen teilweise bis zu fünfzig Prozent 
aus Rekruten, die Offiziere feien zu jung und gänzlich unerfahren. Letz- 
terer Umstand fei besonders bei der Artillerie gefährlich, da die Batterie- 
chefs größtenteils unausgebildet seien. Das schlimmste Bild militärischer 
Unverwendbarkeit bot die auch zur 7. Armee gehörige 59. Division. Sie 
war Mitte Oktober 1917 von der 5.; Armee von der Kaukasusfront ge- 
kommen, ohne genügende Ausrüstung, mit wenig Offizieren und Mangel 
an jeglichem, für den Feldkrieg unentbehrlichem Gerät. Die Cholera 
hatte ein übriges getan. So mußten die unverwendbaren Trümmer auf- 
gelöst werden. 
Wie bereits an einer anderen Stelle erwähnt, trug auch die Hunderte 
von Kilometern lange Etappenlinie und der Maützel an Etappentruppen 
Schuld an der dauernden Abbröckelung der Gefechtsstärke. Dem konnte 
sich selbst eine Kerntruppe wie das deutsche Asienkorps nicht ganz 
entziehen.
	        
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