Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

Hemmungen und Vorbereitungen. 
er Krieg bringt Uberrraschungenl", so beginnt General v. Fal - 
k e n h a y n eine Unterredung mit mir, seinem Armeearzt. Anfang 
September 1917 in Konstantinopel. — Der Krieg hat dem Äußeren 
Falkenhayns wenig anhaben können, wenn auch das Haar gebleicht 
ist. Die klugen Augen blicken mit der alten Lebhaftigkeit um sich und 
scheinen Menschen und Umgebung blitzschnell erfassen und beurteilen zu 
wollen. Dem dunkeln Rätsel der Sphinx des Orients steht heute auch 
ein Mann wie Falkenhayn in sorgendem Zweifel gegenüber. Wie 
würde dort drüben auf dem asiatischen Kontinent die Schicksalsgöttin sein 
und aller deutschen Truppen Los schütteln? 
An der Hand der Karte entwickelt er die Kriegslage. Es ergibt sich, 
daß das große gegen Bagdad geplante Unternehmen 
vorläufig aufgegeben ist. unbeschadet des Ausbaues der 
Euphrat- und Tigrislinie, die ein weiteres Fesseln englischer Kräfte be- 
zwecke. Die Engländer sind außerordentlich rege an der Palästinafront; 
sie ziehen dort Truppen zusammen, haben durch Agenten im Hauran*) 
durch reichliche Geldgeschenke die eingeborenen Araberstämme ausge- 
wiegelt und bedrohen vielleicht jetzt schon die Reede von Jaffa. Hierdurch 
würde eine Unternehmung gegen Bagdad in seiner rechten Flanke stark 
gefährdet sein. Bor allem kommt es unter diesen Verhältnissen darauf 
an. schleunigst die Gaza-Front zu verstärken und hierzu das deutsche 
Asienkorps vorzuwerfen. Syrien und Palästina müssen gesichert und 
Jerusalem, der letzte Punkt des türkischen Prestige, gehalten werden. 
Unser künstiger Kriegsschauplatz wird also weniger Mesopotamien als 
vielmehr Syrien und Palästina sein. 
„Halten Euer Exzellenz Jerusalem für bedroht?" 
„Jerusalem halten wir auf alle Fälle, wir müßten denn ganz 
geschlagen sein!" 
Ganz neue Aufgaben, ein völliges Umdenken! 
General v. Falkenhayn hatte im Mai 1917, begleitet von 
Oberst v. Frankenberg und dem Chef der Operationsabteilung 
*) Land östlich der Bahn Damaskus -Derad.
	        
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