Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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Vollbahn von Kantara rückte ihre Gleisspitze langsam aber sicher in 
Richtun-, auf El Katja vor. dauernder lebhafter Frachtverkehr auf dem 
Kanal deutete mit Sicherheit darauf hin. daß man fieberhaft an der 
Verteidigung des Kanals arbeitete. Auf eine Überraschung, wie sie dem 
ersten Unternehmen vor einem Jahre zugute gekommen war, durfte man 
auf türkischer Seite künftig nicht mehr rechnen. 
Mitte Juli 1916. also in der heißesten Jahreszeit, die den Aufent- 
halt in der Sinaiwüste nicht nur für die deutschen und österreichisch- 
ungarischen, sondern auch für die türkischen Truppen zur Hölle machte, 
entschloß sich Oberst Frhr. v. Kreß, obgleich ein Teil der schweren 
Batterien, durch das Verkehrshindernis des Taurus und Amanus auf» 
gehalten, noch nicht zur Stelle war, zum Vormarsch Richtung Kanal. 
Auf den Entschluß des Führers wirkte nicht zuletzt die verzweifelte Ver- 
pflegungslage ein; die Magazine waren leer, der rückwärtige Nachschub 
des türkischen Verwaltungsdienstes versagte einmal wieder vollkommen. 
Die Begleiterscheinungen blieben nicht aus, Typhus und Cholera faßten 
im Expeditionskorps Fuß, Desertionen der türkischen und arabischen 
Soldaten häuften sich. 
Am 2. August stieß das Expeditionskorps 40km östlich des Kanals 
auf den Feind, der in überlegener Stärke, wohlverpflegt und ausgeruht 
den Angriff im befestigten Lager von Romani erwartete. Der Ausgang 
der Schlacht konnte nicht zweifelhaft fein. Arabische Bataillone ver- 
sagten, die ermüdete türkische Infanterie wurde von einer feindlichen 
Kavallerie-Diviswn umfaßt, nur mit Mühe und unter dem Schutz der 
Dunkelheit gelang es, in die Ausgangsstellungen zurückzukehren. 
Auch das zweite Kanal-Unternehmen endigte 
also mit einem vollen Mißerfolg, wie nach Lage der Dinge 
nicht anders zu erwarten gewesen war. Schrittweise und unter fort- 
gesetzten Kämpfen zog sich das Expeditionskorps zurück, feine Haupt- 
kräfte sammelten sich unter Zurücklassung kleiner Nachhuten in Bir 
Mezar, 35 km westlich von El Arisch. Kein Geschütz war verloren- 
gegangen. 
Unsagbar waren die Leiden und Strapazen, die hier inmitten des 
Grauens der Wüste, umschwärmt vom nachdrängenden Feinde, fern vom 
Vaterland deutsche und österreichisch-ungarische Männer Schulter an 
Schulter mit dem still und klaglos dab,insinkenden anatolischen Soldaten 
erduldeten. Kaum eine Kunde ist während des Krieges bis zur Heimat 
gedrungen: mögen darum diese knappen Zeilen auch die Erinnerung neu.
	        
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