Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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lich zugesicherten Besitzstand zu erhalten. So gewinnt das „Jildirim- 
Unternehmen" als der Ausdruck deutscher Bundestreue in schwerster Zeit 
eine geschichtliche Bedeutung, die weit über den militärischen Rahmen 
hinausgeht. Daran vermag auch die Aussichtslosigkeit, zu der es unter 
türkischer Kriegführung von vornherein verurteilt war, nichts zu ändern. 
Es erübrigt sich, an dieser Stelle noch einmal näher darauf einzugehen, 
weshalb es so kommen mußte, warum auch der deutschen Führerkunst 
eines Kreß, eines Falkenhayn, eines Liman v. Sanders aus 
dem verlorenen Posten Palästinas der Erfolg versagt blieb. Die Ge- 
schichte wird dereinst diesen Männern gerecht werden. 
Nicht als Sieger kehrten die deutschen Palästina-Kämpser aus dem 
fernen Osten in die Heimat zurück, aber sie brachten das stolze Bewußt- 
sein mit heim, daß sie auf dem Boden des Heiligen Landes auch dann, 
als alles um sie herum zusammenbrach, die deutsche Waffenehre hoch- 
gehalten haben. 
Trübe ist die Gegenwart, im Dunkel liegt die Zukunft. Deutschlands 
Verbindungen mit dem Orient sind durch den Ausgang des Krieges ab- 
geschnitten. Auf den Gebirgen Kleinasiens kämpft osmanifcher Helden- 
mut den letzten Kampf, und die Westmächte schicken sich an, das Erbe der 
Türkei anzutreten. Englands Fahne weht über Jerusalem; Mesopo- 
turnten wird ausgebaut zum Glacis für Britifch-Jndien; und in der alten 
Kalifenstadt Bagdad residiert als König von Englands Gnaden der 
arabische E m i r F e i s s a l, ein gefügiges Werkzeug britischer Politik. 
Frankreich hat die Hand auf Syrien gelegt, in Kleinasien aber feilschen 
Italien und Griechenland um ihren Anteil an der Beute, überall 
Reibungsflächen, Keime zu neuen Kämpfen! Deutschlands Einfluß scheint 
für alle Zeiten ausgeschaltet. 
Und dennoch! Die Zeit wird einst kommen, in der das Samenkorn 
deutscher Kultur, von dem Blut des Weltkrieges gedüngt, im Orient auf- 
gehen wird, um wenigstens in wirtschaftlicher Beziehung für Deutschland 
Frucht zu tragen. Dann wird auch im deutschen Volke das Erinnern 
wieder lebendig werden an jene stillen Schläfer in dem heißen Dünensand 
der Wüste von El Tih, deren Grabhügel der glühende Odem des Sirokko 
längst verweht hat, an die Gräber deutscher Helden in den Bergen von 
Moab und Iudäa, die den Boden des Heiligen Landes mit ihrem Blute 
netzten und treu dem geschworenen Fahneneid ihr Leben hingaben für 
die Ehre des Vaterlandes.
	        
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