Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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widerstandslos, alles mit sich fortreißend, in das dahinterliegende Ge- 
lande strömt, so stürmten die englischen Bataillone, voraus starke Reiter- 
geschwader, durch die klaffende Bresche im Küstenabschnitt der türkischen 
Front und drangen, von keiner Seite aufgehalten, nach Nordosten vor. 
Die Auflösung der 8. Armee an dieser Stelle war bereits im Laufe des 
Vormittags so vollständig, daß jede geordnete Besehlsgebung ausge¬ 
schlossen war. Schon nachmittags war die Rückzugsstraße Messudije— 
Dschenin vollgestopft mit ordnungslos zurückflutenden Massen, während 
in dem Engpaß von Anepta die sich stauenden Kolonnen und Truppen 
den aus geringer Höhe angreifenden Bombengeschwadern ein wehrloses 
Ziel darboten.*) 
Einem granitenen Eckpfeiler gleich hielt zunächst die linke Gruppe der 
8. Armee, das deutsche Asienkorps unter Oberst v. Oppen, dem an- 
brandenden Sturm stand, mußte aber, die rechte Flanke offen, im Laufe 
des Tages abschnittsweise zurückgehen. Deutsche Disziplin und Mannes- 
mut ließen auch in dieser hoffnungslosen Lage keine Unordnung auf- 
kommen. Die 7. Armee folgte, weniger hart bedrängt, langsam und 
zunächst in leidlicher Ordnung nordwärts in Richtung auf Befan. 
In der Nacht zum 2V. September war es englischer Kavallerie ge- 
lungen. unbemerkt on die Höhen von Nazareth heranzukommen. Früh- 
morgens befanden sich die feindlichen Reiter bereits in der Stadt. Ein 
erbitterter Straßenkampf entspann sich, die schwache Besatzung verlor 
Tote und Gefangene, das Ziel aber des kühnen Reiterhandstreiches, den 
Stab der Heeresgruppe aufzuheben, wurde nicht erreicht. Unbegreiflicher- 
weise hatte der Feind versäumt, die Straße nach Tiberias zu besetzen; 
Hegen 11 Uhr vormittags verschwand er in Richtung Haifa und Dschenin. 
Der Stab gewann Zeit, nach Tiberias zu gehen, wohin auch die trans- 
.portfähigen Kranken und Berwundeten aus Nazareth gebracht wurden. 
Das in Haifa stehende schwache Detachement erhielt Weisung, längs der 
Küste nordwärts abzurücken und den Anschluß an die Armee zu suchen. 
Marschall Liman v. Sanders faßte den Entschluß, in der Linie 
Hule-See—Jordan — See-Genezareth — Samach—Jarmuk-Tal—Derad 
von neuem Front zu machen und den genannten Abschnitt unter 
hartnäckigem Widerstand bei Samach als Scheitelpunkt längere Zeit zu 
halten. Die 7. Armee und die Reste der 8. Armee sollten in der Linie 
Samach—Jrbid, die im langsamen Zurückgehen befindliche 4. Armee, vor 
deren Front größere Kampfhandlungen nicht stattfanden, im Abschnitt 
Jrbid—Derad in Stellung gehen. Infolge unrichtiger Befehlsauffassung 
*) Für die Ereignisse vom 19. bis 24. September vergl. Skizze 4.
	        
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