Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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deutschen Kompagnien allein — die türkischen Regimenter rechts und 
links waren in der Ausgangsstellung stehengeblieben. Von drei Seiten 
angegriffen, mußten unsere Truppen vor der Übermacht kämpfend zurück- 
gehen: zahlreiche Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, unter ihnen 
Hauptmann Graßmann, Kommandeur des Bataillons 703, starben 
hier als Opfer deutscher Pflichttreue und türkischer Treulosigkeit den 
Heldentod. 
Zu größeren Kampfhandlungen kam es im Verlaus der nächsten 
Wochen nicht mehr; doch war man sich bei dem Oberkommando der 
Heeresgruppe in Nazareth zu Anfang September völlig klar darüber, 
daß der entscheidende feindliche Angriff zwischen Meer und Jordan un- 
mittelbar bevorstand. Über den Ausfall der Entscheidung konnte in An- 
betracht des Zustandes der türkischen Front keine Täuschung bestehen. 
Immerhin glaubte man bei einigem Optimismus annehmen zu dürfen, 
daß die Zurücknahme der Front, wenn sie schrittweise geschah, trotz der 
feindlichen Übermacht in geordneter Weise gelingen würde. 
In der Front zwischen Meer und Jordan standen Anfang September 
rund zwölf Divisionen einschließlich der einzigen als Reserve vorhandenen 
46. Division. Immerhin noch eine der Zahl nach beachtenswerte Kampf- 
front. Aber die einzelnen Divisionen hatten durchschnittlich nur noch 
1360 Gewehre: ihr innerer Kampfwert war physisch und moralisch äußerst 
gering. An deutschen Kampftruppen verfügte die Heeresgruppe über die 
drei Bataillone des Asienkorps, dessen Führung Oberst v. Oppen An- 
fang August für den zu anderweitiger Verwendung abberufenen Oberst 
v. Frankenberg gleichzeitig mit dem Befehl über die linke Gruppe 
der 8. Armee übernommen hatte; ferner das Infanterie-Regiment 146 
unter Oberstleutnant Frhr. v. Hammer st ein und die Pionier-Kom- 
pagnie 265. An Flugzeugen standen insgesamt nur noch fünf der Heeres- 
gruppe zur Verfügung. Die Verluste der Fliegertruppe waren in den an- 
haltenden Luftkämpfen gegen ftark überlegene feindliche Kräfte ganz be- 
sonders hoch gewesen. 
Am 19. September setzte der längst erwartete Stoß gegen den 
Küstenabschnitt der türkischen Front ein und hatte, ohne überhaupt 
nennenswerten Widerstand zu finden, sofort einen vollen Erfolg. Eng- 
lische Bombengeschwader bewarfen gleichzeitig die rückwärtigen Stütz- 
punkte, Magazine und Fernsprechstationen, so daß alsbald jede Nachrich- 
tenverbindung mit dem Hauptquartier in Nazareth abriß. Wie die Sturm- 
flut, die plötzlich mit elementarer Gewalt gegen den nur schwachen Deich 
losbricht, ihn durchschlägt, die Einbruchsstelle reißend erweitert und
	        
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