Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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nördlich der Stadt an dem flachen Ufergelände der Bucht von Akkon zu 
landen. Dann lag die sehr gute Straße nach Nazareth für den feind- 
lichen Einbruch offen da. Der Stab der Heeresgruppe in Nazareth war 
unter solchen Umständen einem überraschenden Handstreich ziemlich 
schutzlos preisgegeben, zumal dann an einen geordneten Abzug auf dem 
allein in Frage kommenden Wege über Kana nach Tiberias mittels 
Kraftwagen bei der morastigen Beschaffenheit der Straße nicht zu denken- 
war. Aus solchen Erwägungen heraus ordnete der Oberbefehlshaber 
an, daß der Stab der Heeresgruppe mit Ausnahme der Operations- 
abteilung am 21. Februar mit der Bahn von Afule nach Damaskus 
abtransportiert werden sollte. Durch diese Verlegung wurde den Ab- 
teilungs-Chess die Möglichkeit des Einwirkens auf die Verhältnisse an- 
der Front genommen. Daran konnte auch die Einrichtung eines täglichen 
Flugpostdienstes zwischen Nazareth und Damaskus nichts ändern. Aber 
man rechnete ja mit einem baldigen Nachrücken des Oberbefehlshabers¬ 
und der Operationsabteilung nach Damaskus. General v. Falkenhayn 
verkannte nicht die Schwierigkeiten, die sich aus der örtlichen Trennung 
für die Abteilungen ergaben, machte aber demgegenüber geltend: „Ein- 
mal ist der Stab inletzterStunde abgerückt, damals vom Ölberg; 
das darf nicht wieder vorkommen. Der Abbau des Stabes muß rechtzeitige 
ordnungsmäßig und ohne Übereilung vor sich gehen!" 
Am 22. Februar trafen die abbeförderten Teile des Stabes nach 
vierundzwanzigstündiger Bahnfahrt in Damaskus ein. Die Unterbringung 
der Abteilungen machte die gewohnten Schwierigkeiten, da die geeigneten 
Gebäude in den Händen der Türken sich befanden, die auch diesmal den 
deutschen Wünschen ihren passiven Widerstand entgegensetzten. Die deut- 
schen Offiziere mußten froh sein, in den halbzerfallenen und verwanzten 
Häusern des Bazars selbst ein Quartier besorgen zu dürfen. Besondere 
Schwierigkeiten machte die Heizfrage, es war winterlich kalt in Damaskus, 
die Hänge des Antilibanon lagen im Schnee, aus der Syrischen Wüste aber 
wehte ein scharfer Ostwind, der den Mangel an Öfen und Brennstoff, 
für den nur kostbares Oliven- und Pappelholz in Frage kam, sehr fühlbar 
machte. 
Damaskus ist eine vorwiegend arabische Stadt. Die Stimmung 
der Einwohner war dementsprechend unfreundlich, zum Teil geradezu 
feindlich gegen die Deutschen. Seit Monaten litt die ärmere Bevölkerung 
unter Hunger und Kälte; täglich konnte man frühmorgens auf der Straße 
die Leichen verhungerter Kinder sehen. Die türkischen Behörden nahmen 
von diesem Elend keine Notiz, da sie Schwierigkeiten genug hatten, für-
	        
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