Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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hier im eigenen Lande mit Widerständen und Möglichkeiten zu rechnen, 
die einem Kriegführen in Feindesland gleichkamen. 
Mitte Januar 1918 gestalteten sich die Verhältnisse im Ostjordan- 
lande unmittelbar bedrohlich. Die aufständische Bewegung breitete sich 
weiter nach Norden aus und näherte sich der Operationsbasis der 4. Armee 
bei Aman und Es Salt. Am 19. Januar hatten Teile dieser Armee in 
der Gegend von Tasile südöstlich des Toten Meeres eine erhebliche 
Schlappe erlitten und zahlreiche Gefangene verloren. Ein energisches 
Eingreifen war notwendig, um weiteren Folgen vorzubeugen. Dies war 
bei dem Zustande der türkischen Truppen nur möglich, wenn deutsche 
Kräfte eingesetzt wurden. 
Zu diesem Zweck wurden dem Generalkommando des türkischen 
VIII. A.K., das mit der Ausführung des Unternehmens beauftragt war, 
das deutsche Infanterie-Bataillon 703(ohne 3. Kompagnie) mit Geschütz- 
und Kavalleriezug, sowie eine im Anmarsch befindliche Maschinengewehr- 
Abteilung (Hentig) zur Verfügung gestellt. Wieder, wie schon beb 
anderer Gelegenheit, machten sich auch hier politische Rücksichten der 
türkischen Heeresleitung zunächst hemmend bemerkbar. Enver Pascha 
wies in einem Telegramm darauf hin, daß er eine Verwendung deut- 
scher Truppenteile gegen die Aufständischen für nicht wünschenswert 
erachte, er bäte daher, jene durch türkische Truppen zu ersetzen. Man 
fürchtete augenscheinlich in Konstantinopel, daß durch den Einsatz christ- 
licher Kämpfer gegen die fanatischen Araber das religiös-islamitische 
Empfinden der mohammedanischen Bevölkerung überhaupt verletzt wer- 
den könnte. Der Oberbefehlshaber antwortete, daß er die Zurückziehung 
der deutschen Truppen vor Beendigung der Operation gegen Tasile aus 
moralischen Gründen nicht vornehmen könne. Grundsätzlich sei er der 
Ansicht, daß, nachdem die aufständischen Araber unter englischer Füh- 
rung uns schweren militärischen Schaden zuzufügen drohten, politische 
Rücksichten bei den militärischen Operationen gegen sie nicht mehr mit- 
zusprechen hätten. Im übrigen dürfe man dann auch keine deutschen 
Fliegerkräfte gegen die Aufständischen verwenden, was bereits mit ficht- 
barem Erfolg geschehen sei. Die türkische Heeresleitung ließ daraufhin 
ihren Einwurf fallen. 
Da die militärischen Operationen in einem vollständig wilden und 
kulturlosen Gebiete sich abspielen sollten, war der ärztlichen Versorgung, 
dem Abfchub der Kranken und Verwundeten besondere Aufmerksamkeit 
zu widmen. Die sanitären Vorbereitungen und Ausstattung dieser kleinen 
deutschen Truppe — es waren nur einige hundert Mann — zeigen, wie
	        
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