Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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unter den Dattelpalmen im Schein der südlichen Sonne bei ihren Übungen 
zu beobachten. 
Die türkische Front verlief Anfang Januar 1918 in einer Ausdeh- 
nung von etwa 75Kilometern, mit ihrem rechten Flügel am Meer etwas 
südlich von Nahr el Falik im Dünengelände beginnend, schräg nach Süd- 
osten durch das Gebirge von Judäa mit seinem unbeschreiblich zerrissenen 
Gelände, seinen Graten und Schluchten über den Tell Azur zum Jordan. 
Zunehmend machten sich aber Anzeichen bemerkbar, daß auch das Ost- 
jordanland vom Feind in die militärischen Operationen hineingezogen 
werden sollte. Zwischen der Hedschas-Bahn und dem Jordan erhebt sich 
ein Plateau von 80V Meter mittlerer Höhe: zum Toten Meer und dem 
Ghor, d. h. dem Jordantal, fällt es mit steilen Randgebirgen ab. Die 
Bevölkerung besteht aus Arabern und Beduinen. Zu ihnen treten in 
Hauran südöstlich von Damaskus die Drusen, ein kriegerischer Bolksstamm, 
der sich in seiner Religion wesentlich vom Islam unterscheidet. Der tür- 
tischen Mißregierung, nicht zum wenigsten den rücksichtslosen und ge- 
walttätigen Maßnahmen Djemal Paschas, war es zuzuschreiben, 
daß in der arabischen Bevölkerung eine sich immer mehr steigernde Un- 
Zufriedenheit Platz griff. Das war um so verhängnisvoller, als besonders 
der Hauran die Kornkammer Syriens und damit die Verpflegungs- 
basis für die türkische Front darstellte. Das Ausbleiben des Getreides 
mußte diese unweigerlich dem Hunger preisgeben. 
Den Engländern, welche dauernd einen vorzüglich arbeitenden 
Nachrichtendienst in Damaskus und südlich davon unterhielten, blieben 
diese Dinge naturgemäß nicht verborgen. Es war ihnen ein leichtes, 
die Getreidekarawanen östlich des Toten Meeres nach Süden abzulenken 
und mittels englischen Goldes die arabische Bevölkerung gegen die Türken 
aufzuwiegeln. Seitdem sie auch über den Zugang zum Ostjordanland von 
Süden her, vom Meerbusen von Akaba, verfügten, und der Emir 
F e i f f a l mit dem Gebiet östlich des Roten Meeres sich ihnen ange- 
schlössen hatte, konnte sie nichts hindern, auch Waffen und Kriegsmaterial 
ins Land zu bringen. Mittels kleiner technischer Verbände wurde der 
«rabische Widerstand immer erfolgreicher organisiert und ein aussichts- 
voller Kleinkrieg gegen die Türken eingeleitet. Schon seit dem Herbst 
1917 saß ein englischer Offizier im Hauran: er stellte ein fliegendes Kamel- 
reiterkorps zusammen und bedrohte mit großem Erfolge die Hedfchas- 
Bahn. Brückenfprengungen und Geleisezerstörungen waren an der 
Tagesordnung, so daß die Abschneidung der weiter südlich operierenden 
Teile der türkischen 4.Armee immer näherrückte. So hatten die Türken
	        
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