Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

Feinde ringsum? — Wechsel im Oberkommando. — 
Oer neue Kurs. 
ie Leiden. Entbehrungen und Strapazen, denen der türkische Soldat 
während dieser Wintermonate in dem kahlen und wildzerrissenen 
Gebirge von Judäa ausgesetzt war, schildert kein Heeresbericht. Nie 
wird sich die Zahl der Opfer, die Hunger, Kälte und Krankheiten for- 
derten, genau feststellen lassen. Das Land bot nichts, die Einwohner 
waren selbst dem Verhungern nahe. Der Nachschub an den nötigsten 
Nahrungsmitteln blieb dauernd unregelmäßig. Die hinter der Front 
liegenden Verpflegungsmagazine, besonders in Afule, waren aber der 
Sammelplatz von Deserteuren und wilden, selbstgebildeten Formationen^ 
die bei der fehlenden Kontrolle wochenlang ungestört von dem leben 
konnten, was eigentlich für die Front bestimmt war. 
Der Lastkraftwagenverkehr nach vorne mußte bei der Grundlosigkeit 
der Straßen zeitweise ganz eingestellt werden; auf der Straße Nablus— 
Chan Subbern lagen die schweren Wagen in großer Zahl Halbverfunken 
im Schlamm. Unsere deutschen Kraftfahrer, harte, sturmerprobte Männerv 
die vor keinem elementaren Hindernis zurückschreckten, litten selbst 
Mangel am Nötigsten und erlagen deshalb oft der Versuchung, den 
kostbaren Betriebsstoff gegen Lebensmittel bei den Eingeborenen umzu- 
tauschen. Die befehlsmäßig aufgestellten Tragtierkolonnen bildeten aber 
nur einen sehr unvollkommenen Ersatz. Da auch für die Tiere das Futter 
fehlte, ging ihre Leistungsfähigkeit immer mehr zurück. Reihenweise 
säumten die Kadaver der gefallenen Maultiere und Kamele die Wege 
und Pfade ein. Adler und Aasgeier hatten gute Tage. 
Brennholz gab es in den kahlen, gänzlich waldlosen Gebirgen Pa- 
lästinas überhaupt nicht. Die spärlichen Olivengärten der Täler waren 
längst abgeholzt. Zum Hunger trat die Kälte, die für die Truppen um 
so empfindlicher wurde, als diese eigentlich nur noch Lumpen auf dem 
Leibe trugen und in zunehmendem Umfange selbst an der notwendigsten 
Fußbekleidung Mangel litten. Nicht selten sah man Trupps kranker, 
von der Front zurückgeschickter Soldaten, die durchweg barfuß gingen.
	        
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