Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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Augen. Zudem glaubte man in Konstantinopel, aus politischen Gründen 
die Wiedereinnahme Jerusalems betreiben zu müssen. En verPascha 
wies in einem Schreiben darauf hin, daß jetzt, ehe die Engländer 
weitere Verstärkungen heranzögen, der geeignete Zeitpunkt dazu vor- 
Händen sei. Der Borteil des Abwartens eigener Verstärkungen falle 
hiergegen nicht in die Wagschale. Wieder einmal, wie so häufig in 
der Türkei während des Weltkrieges, ließen sich die politischen Ziele 
Konstantinopels mit den Möglichkeiten an der Front schwer in Einklang 
bringen. 
Dieselbe Erscheinung zeigte sich in dieser Zeit hinsichtlich des Hed- 
jchas. Der Oberbefehlshaber legte am 13. Dezember der türkischen 
Heeresleitung nahe, die aus militärischen Gründen notwendig erschei¬ 
nende Räumung des Hedschas ohne Rücksicht auf die politische Bedeutung 
dieses Gebietes und von Medina in Erwägung zu ziehen. In einer 
Antwort gab Enver die militärische Wichtigkeit einer Räumung zu, 
lehnte sie aber aus politischen Gründen ab. Die hierdurch zweifelsohne 
zu erreichende Entlastung der Palästinafront kam also nicht in Frage. 
In einem Erlaß an das A.O.K. 7 und 8 sprach der Oberbefehlshaber 
aus, daß die großen Schwierigkeiten, Entbehrungen und Anstrengungen, 
die durch das Einsetzen des Regens hervorgerufen würden, in keiner 
Weife verkannt würden. Indessen gehe es dem Feinde nicht besser. Ein 
Hinausschieben der Operationen sei nicht angebracht, da dadurch unsere 
allgemeine Lage und die Erfolgsaussichten beeinträchtigt würden. Es 
müsse jetzt alles getan werden, um der Pflicht gegen das Vaterland voll 
gerecht zu werden. Das Heeresgruppenkommando werde seinerseits aus- 
reichende Versorgung bis an die Bahnendpunkte schaffen. Bei dem Ver- 
sagen des Nachschubes aus dem Norden sei dies zwar nicht leicht, werde 
aber hoffentlich geleistet werden können. Der Weitertransport müßte im 
wesentlichen durch Tierkolonnen erfolgen. 
Die Engländer waren, wie immer, über unsere militärischen Vor- 
bereitungen unterrichtet. Wir konnten das übrigens auch aus einem von 
uns aufgefangenen Funkspruch schließen, in dem aller Welt, besonders 
aber uns bekanntgegeben wurde, daß der heilige Vater in Rom an- 
geblich alle gläubig-katholischen Streiter auf unserer, der Feindesseite, 
mit dem Bannfluch bedrohte, falls ein neuer Angriff auf die heiligen 
Stätten in Jerusalem erfolgen sollte. Ein echt englischer Schwindel, der 
dementsprechend von uns bewertet wurde. 
Der Feind befand sich im Vergleich zu uns in erheblich günstigerer 
Lage, da ihm der Nachschub zur See über Jaffa vollkommen freistand.
	        
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