Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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Rein militärisch betrachtet war der Fall Jerusalems ohne äußerlich 
sichtbare Folgen. Aber der Engländer sorgte durch Funksprüche und 
Presse dafür, daß die Eroberung Jerusalems der Welt als Tat Eng- 
lands bekanntgegeben wurde, durch die, gewissermaßen im höheren 
Auftrage der gläubigen Christenheit, die heiligen Stätten von dem 
drückenden Joch des Islam befreit wurden. In Wahrheit hatte ein 
solches nie bestanden, der Mohamedanismus hatte vielmehr getreu 
seiner stets anderen Religionen gegenüber bewiesenen Duldsamkeit seit 
Sultan S a l a d i n s Zeiten alles getan, um das Grab Christi zu schützen 
und den Pilgern der ganzen Welt zugänglich zu halten. Das Prestige 
der Türkei hatte allerdings mit dem Fall Jerusalems feine letzte Stütze 
im Orient verloren. Daß hierdurch der deutsche Name und der F a l k e n- 
Hayns in Mitleidenschaft gezogen wurde, konnte England nur im 
höchsten Grade erwünscht fein und ist demzufolge auch gründlich aus- 
genutzt worden. 
Mekka, dann Bagdad, nun Jerusalem! Die drei Grundpfeiler für 
die überlandbrücke vom Mittelmeer nach Indien waren damit einge- 
rammt. Ein Hauptzweck Englands bei Einfädelung des Weltkrieges war 
erreicht: der englische Kaufherr in der City Londons rieb sich die Händs, 
Deutschland als Handelskonkurrent im Orient war ausgeschaltet, nach- 
dem es in der ihrer Vollendung entgegengehenden Bagdadbahn Eng- 
land selbst das Werkzeug zur Erschließung des Handelsweges nach 
Indien geschmiedet hatte. 
Anfang Dezember erreichte das Asienkorps mit seiner Spitze di« 
Höhe von Nazareth. Deutsche Lanzenreiter mit fchwarz-weiß-roten 
Fähnchen tauchten in der Ebene Jesreel auf, der Arena vieltausend- 
jähriger Völkerkämpfe seit den Zeiten des Pharao und Nebukad- 
nezar bis auf Bonaparte und unsere Tage! Schwer lassen sich 
die Empfindungen und Gedanken in Worte fassen, die da auf Herz und 
Sinn einstürmen. 
Sehr bald, am 11. Dezember, folgte, wie bereits früher erwähnt, 
als erster geschlossener Jnfanterie-Verband das Bataillon 701, das allein 
mit der Bahn bis Afule südlich Nazareth vorgeführt wurde. Die übrigen 
Teile des Asienkorps wurden nur bis Rajak mit der Bahn befördert. 
Bon hier setzte sie die Heeresgruppe, um eine weitere Verzögerung in- 
folge der Bahnschwierigkeiten zu verhindern, auf die IIS Kilometer 
lange Landetappenstraße Damaskus—See Genezareth—Nazareth—Afule. 
Auf dieser Straße waren sie um Mitte Dezember im Anmarsch. Die 
deutsche Sanitätskompagnie 800, die vor der kämpfenden Truppe zur
	        
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