Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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Der Ernst der Lage zwingt immerhin zu vorbereitenden Maßnahme zur 
Räumung Jerusalems, zur Bergung unersetzlichen Materials und zum 
Abtransport der zahlreichen Verwundeten und Kranken. „Leiten Sie die 
Sache aber so, daß nach außen noch jeder Schein eines eiligen Rückzuges 
vermieden wird. Die Dehors müssen gewahrt bleiben. Wenn das 
Etappen-Sanitätsdepot nicht mehr gerettet werden kann, sind seine Vor- 
rate zu vernichten!" 
Der Oberbefehlshaber befiehlt, daß mit Ausnahme der Operations- 
Abteilung alle übrigen Angehörigen des Stabes nach Nazareth abrücken 
sollen. Am Abend sind die Offiziere des Stabes noch zu Gast bei 
dem deutschen Generalkonsul Dr. B r o d e drüben in der Stadt. Eine 
eigenartige Mischung von Galgenhumor, dumpfer Resignation und 
drückender Sorge um die allernächste Zukunft liegt auf der kleinen Gesell- 
schast. Morgen will der Generalkonsul nach Damaskus gehen, der 
spanische Konsul soll den Schutz der Deutschen in Jerusalem übernehmen. 
Es ist ein bitteres, wehes Gefühl, alles im Stich lassen, vor einem sieg- 
reichen Feinde abbauen zu müssenl 
Der Abtransport stößt schon jetzt infolge der zunehmenden Lähmung 
des Bahnverkehrs und höchsten Wagenmangels auf größte Schwierig- 
leiten. Auf dem Bahnhof Ramle find drei Eisenbahnzüge ineinanderge- 
fahren, vielleicht durch Absicht der türkischen Maschinenführer, die auf 
diese Weise sich vom Dienst drücken wollten: eine völlige Verstopfung der 
Bahnlinie ist entstanden. Ich muß Anordnungen treffen, um die deut- 
schen Sanitätsformationen zu Fuß über das Gebirge Iudäa nach Nablus 
in Marsch zu setzen und die Vernichtung des Materials vorzubereiten. 
Von der türkischen Front werden schlimme Fälle von vollständigem 
Zusammenbruch der Disziplin von Offizier und Mann gemeldet, eine 
Folge der ungeheuren Panik bei Et Tine. Mit blutigem Hohn bemerkt 
F a l k e n h a y n, daß in den nächsten Tagen wohl General A l l e n b y 
uns hier oben auf dem Ölberg ablösen wird. „Ich habe noch nie in 
meinem Leben einen Befehl zum Rückzug gegeben, nur einmal als Chef 
des Generalstabes des Feldheeres mich mit einem solchen — das war 
1914 an der Ostfront bei Warschau — einverstanden erklärt." Schwerer, 
immer schwerer lastet die durch den türkischen Zusammenbruch hervor- 
gerufene Lage auf dem deutschen Oberbefehlshaber. 
Der Stab steht auf dem Sprunge, wenn nötig, sofort abzurücken. 
Alles Gepäck ist fertig, im Hofe des Augusta-Viktoria-Stiftes stehen achi 
Personen- und fünf Lastkraftwagen, um im gegebenen Augenblick
	        
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