Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

Der Kall von Jerusalem. Nablus (Sichem). 
as soll werden?" so äußerte sich Falkenhayn, über die Karte 
gebeugt, sorgenvoll mir gegenüber am 7. November. „Was 
soll werden, wenn die Engländer in unserem Rücken landen und die 
Bahn durchschneiden? Dann bleibt uns nichts weiter übrig, als den 
Karabiner zu nehmen und im Kraftwagen auszureißen! Hinüber nach 
Jericho und weiter nach Norden!" Eine Landung war zwar bisher 
nicht erfolgt, aber vor Jaffa hatte man an diesem Tage feindliche 
Kreuzer und Begleitschiffe gesichtet. Reserven zur Abwehr einer 
Landung fehlten. Dazu der völlige Zusammenbruch der 8. Armee im 
Küstenabschnitt! 
Fürwahr, für den deutschen Oberbefehlshaber eine denkbar schwierige 
Lage! Inmitten eines fremden Volkes, dessen Zusammenbruch immer 
offenkundiger wird, ganz auf den guten Willen dieses Volkes ange- 
wiesen, deutsche Truppen in nennenswerter Anzahl nicht zur Verfügung 
und das eigene Asienkorps, mit dem er die Lage hier zum besseren 
wenden sollte, immer noch in unerreichbarer Ferne! Und wie der 
deutsche Name, so ist der des Oberbefehlshabers mit diesem türkischen 
Zusammenbruch unlösbar verkettet, kein Mittel aber ist vorhanden, 
das drohende Unheil abzuwenden. Die von Norden in aller Eile heran- 
beorderten türkischen Verstärkungen treffen nur langsam ein. Der deutsche 
Chef des Stabes liegt krank darnieder. So lastet die Verantwortung 
selbst für militärische Anordnungen im einzelnen auf den Schultern des 
Oberbefehlshabers, dessen Arbeitsstätte oben auf dem Ölberg sich immer 
mehr dem Kampf der an allen Stellen abbröckelnden Front nähert und 
die jeden Augenblick nach einem Durchbruch der starken englischen Ka- 
vallerie selber in einen Kampfplatz umgewandelt werden kann. Selten 
sind Nerven und körperliche Leistungsfähigkeit eines Oberbefehlshabers 
einer so überaus schweren Belastungsprobe ausgesetzt worden. 
„Was soll werden, wenn der türkische Zusammenbruch weitergreift 
und ich die vielen Menschen zu Fuß abzuschieben gezwungen würde, da 
die Bahn bei Ramle unterbrochen und für uns unbenutzbar ist. Ich 
hoffe, ja ich hoffe, daß eine Katastrophe vermieden wird, aber —!"
	        
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