Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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bereits, genau wie heute die Beduinen, die ich dort badend antraf, sehr 
wohl den Wert der Quellen kannte. Geologisch und nach Zusammen- 
setzung stehen sie wohl mit den am Ufer des See Genezareth bei der Stadt 
Tiberias befindlichen Heilquellen in engem Zusammenhang. El Hammi 
liegt im Lande der alten Gadarener und gilt als Ort, an dem Jesus den 
Besessenen heilte. 
Gegen Mittag hielt der Zug auf der Station Afule in der Ebene 
von Jesreel oder Esdrelon. Ich war am Ziel. Von der Höhe im 
Norden winkte Nazareth, der Ort, von dem das Licht der Welt kam. 
eingebettet in die Klüfte und Talmulden des Dfchebel es Sich, dem füd- 
lichen Steilhang der Berge von Galiläa. 
Die Prüfung der Karte hatte mich bereits gelehrt, daß Afule und 
Nazareth für den Abtransport und die Unterkunft der von der Gaza- 
Front zurückströmenden Verwundeten und Kranken von besonderer Be- 
deutung sein würden. Elfterer Ort kam als Krankensammelstelle und 
Ortslazarett — von Afule aus biegt die Stichbahn über Dschenin nach 
Nablus im Gebirge Samaria ab —, letzterer als erste großes, stationäres 
Aufnahmelazarett für deutsche und türkische Truppen in Frage. An Ort 
und Stelle erkannte ich allerdings, daß Afule als militärischer Verkehrs- 
knotenpunkt nach Einsetzen der Regenzeit, die die weite Ebene Jesreel 
zu einem großen Sumpf wandeln mußte, eine äußerst ungünstige Lage 
haben würde und für größere Einrichtungen ungeeignet war. Ferner 
konnte der Verwundetenverkehr durch die sumpfige Niederung und die 
steile Serpentine hinauf nach Nazareth nur mit starkem Einsatz von 
Sanitätskraftwagen möglich fein, aber auch das nur, wenn der Weg bis 
zum Steilabfall des Gebirges eine wesentliche Besserung erfahren haben 
würde. Afule selbst war ein elendes Beduinendorf mit zerfallenen 
Lehmhütten und litt zudem trotz sumpfigem Boden an Wassermangel, 
da das vorhandene Oberflächenwasser infolge der überaus großen Ver- 
dunstung in der sonnendurchglühten Ebene stark salzhaltig war. 
Nazareth ist eine kleine schmutzige Bergstadt, halb zerfallen und 
trümmerhaft wie alle türkischen Orte Palästinas. Einen gewissen Gegen- 
satz hierzu bilden die zahlreichen, zum Teil prunkhaft gebauten christ- 
lichen Pilgerheime und Waisenhäuser, die naturgemäß für Lazarettein- 
richtungen in erster Linie in Frage kamen und von den Türken bereits 
als solche in Gebrauch genommen waren. Für mich kam es darauf an, 
auch für die deutschen Heeresangehörigen eine Lazarettunterkunft zu 
schaffen, und die gesamte Organisation in einer Hand zu vereinigen.
	        
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