Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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Palästina entgegen, und das Wort Iehovas klingt in seinem Innern: 
„Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen: denn der Ort, darauf du 
stehst, ist ein heilig Land." 
Das Außere der alten Stadtteile verkörpert zwar auch heute noch 
orientalisches Leben und Treiben in seiner reinsten Form, und bei einem 
Gang durch die Halbdunkeln Basare mit ihren von weit hergebrachten 
Schätzen und Raritäten sieht man sich wieder ohne große Phantasie in 
die Zeiten der Märchen aus 1001 Nacht versetzt. Die Hauptstraße, Darb 
el Mustakim, ohne Zweifel jene „Gasse, die da heißet die gerade", in der 
das Haus des I u d a mit der Wohnung eines Mannes namens S a u l 
von Tarsus, stand, wird damals kaum wesentlich anders ausgesehen haben 
als heute, mit ihren klappernden Wasserverkäufern und schreienden 
Fruchthändlern. Betrittst du die Omajaden-Moschee und läßt du den 
ganzen gewaltigen Zauber dieses einst als Weltwunder berühmten 
Baues auf dich einwirken, so fällt dein Auge auch auf ein zierliches, mit 
Marmorfiligranarbeit geschmücktes Kenotaphium im Innern der weiten 
Halle. „Iochanaanl" sagt dein arabischer Führer und macht mit der Hand 
die Gebärde des HalsabschneidensI es ist das Grabmal Johannes 
des Täufers, wenigstens soll nach der Überlieferung in ihm sein Haupt 
beigesetzt sein. 
Reich und üppig, fast unentwirrbar ist der Kranz, den die christliche 
Legende seit 200V Jahren auch um Damaskus geschlungen hat. Ehern 
aber und auf fester geschichtlicher Grundlage stehend, erhebt sich in diesem 
Rankengewirr frommer Mythe die gewaltige Gestalt des Apostels ab, 
der hier aus einem Saulus zum Paulus wurde. 
Wer könnte, vor Damaskus Toren sich ergehend, der gewaltigen 
ergreifenden Plastik der Bekehrungsgeschichte des Paulus sich entziehen?! 
Der fromme Pilger sucht und findet an den heiligen Stätten all das, 
woran sich fein naiv-kindlicher Glaube in ficht- und greifbarer Form 
anzuklammern sucht. So mag er auch mit stiller, gläubiger Dank- 
barkeit jene Stelle an der Stadtmauer von Damaskus besuchen, von der 
Paulus den Korinthern erzählt: „Und ich ward in einem Korbe zum 
Fenster durch die Mauer niedergelassen und entrann aus seinen 
Händen." 
Schon einmal führte mich der Weltkrieg mit den Spuren des Apostel 
Paulus zusammen. Das war damals, als ich in Mazedonien auf der 
Straße von Monastir im fechzigpferdigen Benzwagen nach Ochrida fuhr, 
und mir sagte: hier wandelte Paulus damals zu Fuß, als er von Thessa- 
lontch (Saloniki) kommend, sich nach Ochrida am albanischen Gebirge be¬
	        
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