Volltext: Jildirim [4] (Ban 4/1925)

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gegenwärtigen Kriege von ausschlaggebender Wichtigkeit waren. Der 
fruchtbare Hauran, die Kornkammer Syriens, und das Ostjordanland 
einerseits. Palästina. Jerusalem und der Kriegsschauplatz an der Bir- 
seba-Gazasront andererseits waren bcchntechnisch betrachtet von Damas¬ 
kus als Mittelpunkt abhängig. 
Die weite Entfernung des Etappenhauptortes Aleppo machte mir 
bereits in Damaskus eine wirklich unmittelbare und schnelle Fühlung- 
nähme mit dem Etappenarzt nahezu unmöglich. Der Fernsprechverkehr 
versagte so gut wie ganz, der Fernschreiber- und Telegraphendienst 
arbeitete nur mit sehr großer Verzögerung. Mit Sicherheit war vor» 
auszusehen, daß der Nachschub von ärztlichem Personal und Material 
und umgekehrt der Abschub Kranker und Verwundeter solchen Verhält- 
nissen. besonders auch mit Rücksicht auf die unvermeidlichen und sicher 
immer mehr zunehmenden Störungen und Hemmungen auf der Um- 
schlagstelle Rajak. ernste Störungen erfahren würde. 
Entweder mußte also sofort der Etappenhauptort von Aleppo nach 
Damaskus verlegt oder aber Damaskus zu einer Art zweiten Etappen- 
Hauptortes ausgestaltet werden. Aber auch dann war es unvermeid¬ 
lich — soviel wurde sofort klar —. daß der etwa in Jerusalem seinen 
Sitz habende Armeearzt für den ganzen vorderen Abschnitt des Etappen- 
gebietes die Aufgaben des Etappenarztes persönlich übernehmen mußte. 
Weiter ergab sich aus der örtlichen Lage von Damaskus, daß hier 
die Möglichkeit gegeben sein mußte, die von der Front zurückflutenden 
Kranken und Verwundeten und die Kranken der Etappe selbst, um 
ihnen zunächst die weite Bahnfahrt nach Norden und den Aufenthalt in 
Rajak zu ersparen, in ruhige, geordnete, stationäre Lazarettbehandlung 
zu nehmen. Schon 1817 hatte der Erfahrungssatz leider volle Geltung 
gewonnen, daß die Wahrscheinlichkeit, den wegen Verwendungsunfähig- 
keit abtransportierten und wieder dienstfähig gewordenen Mann an 
der Front wiederzusehen, in umgekehrt proportionalem Verhältnisse 
zur Entfernung von der Front stand. Wer vollends nach Konstanti- 
nopel abtransportiert war, blieb erfahrungsgemäß wie die Fliege am 
Honig hängen und fiel überhaupt dauernd für den Frontdienst aus. 
Damaskus ist die zweitgrößte Stadt der Türkei und weist natur- 
gemäß eine Menge geräumiger Häuser auf, die für Errichtung eines 
Krieaslazarettes größten Umfanges geeignet waren. Leider waren sie 
fast alle bereits für türkische Lazarettzwecke mit Beschlag belegt. Immer- 
hin gelang es mir, durch persönliche Vorstellungen bei dem türkischen 
Armee-Oberkommando, Djemal Pascha, wenigstens eine Erweite¬
	        
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