Volltext: Die Katastrophe des 8. August 1918 [36] (Band 36/1918)

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feuerwellen, die ja in jeder Nacht oftmals angefordert wurden, nur immer von 
beschränkter Dauer sein konnten. Wir hatten die Weisung ganz allgemein, nach 
kurzen Feuerwellen wieder neue Anforderung abzuwarten." (Mitteilung des 
Hptms. Löwe, II./Felda. 243.) 
Diese Rücksicht auf die Munition war durchaus notwendig, denn der 
'Verbrauch in der letzten Zeit war bei diesen Batterien beträchtlich (vom 
6. August, II30 abds, ab bis zum 7. August abds. = 2500 Schuß) und 
der Mun.Ersatz bei der starken feindlichen Artl.Gegenwirkung nicht 
unbedingt gesichert. Nach dem Kriegstagebuch der III./Felda. 243 wurden 
in der Nacht zum 8. August Störungs- und Vernichtungsfeuerwellen 
auf die Gräben im Planquadrat 5118 und 5218 mit insgesamt 660 Schuh 
-abgegeben. 
Jedenfalls wurde vor Beginn des feindlichen Trommelfeuers auf 
Grund der Meldung des II./Res. 265 kein dauerndes Sperr- und Ver¬ 
nichtungsfeuer der gesamten Artillerie der 43. Res.Div. abgegeben. 
„Da setzte ein mörderisches Artilleriefeuer ein, mit leichten Kalibern auf 
die vorderen Linien, mit schwereren weiter nach hinten. Das dauerte so etwa 
eine Viertelstunde, aber in dieser haben wir wohl alle unser Testament gemacht. 
Alles lag platt übereinander im Graben oder hatte sich in die primitiven Lücher 
m der Vorderseite des Grabens verkrochen; zu sehen war in dem immer dichter 
Werdenden Nebel nichts. Plötzlich legte sich das Artilleriefeuer weiter nach hinten. 
Geschrei, Handgranatenkrachen und das unheimliche Geräusch der Tankmotoren 
wurden hörbar. Patrouillen vor: Vor der Kompagnie noch kein Gegner, aber 
links scheinbar alles vom Tommy mitgenommen! 
In diesem Augenblick stürmte auch schon Lt. M e y e r, Führer der 9. Komp., 
Von links heran: Feind links in die 10. eingebrochen, hat dort alles abgeschlachtet, 
eollt jetzt den Graben der 9. Kompagnie auf. „Ist alles von euch da?" „Ja!" 
Und da gab's für uns kein Halten mehr. Alles, was nach dem Feuer noch Kopf 
mnd Beine hatte, kam jetzt heran, und es begann ein Schießen in den Nebe! 
hinein, daß es eine wahre Freude war. Mit drei l.M.G., etwa 40 Gewehren, 
.allen Handgranaten, blindlings in die Gegend gehalten! An dem uns entgegen- 
Dröhnenden Geschrei konnten wir hören, daß wir getroffen hatten. Der Versuch, 
Verbindung mit K.T.K, aufzunehmen, scheiterte, denn etwa 30 Schritte links von 
Ans marschierte jetzt englische Infanterie in geschlossener Ordnung. Nun begann 
bei uns aufs neue ein Schießen mit allen Mitteln, die wir noch hatten, bis nur 
-noch ein l.M.G. schoß. 
Was nun? Patrouille nach rechts hatte ergeben, daß auch bei der rechten 
Nachbardivision der Gegner schon längst durchgebrochen war. Wir waren also 
nur noch eine „Insel im brandenden Meer". Sollte man die Stellung räumen? 
Dann hätte man sich wegen Räumens der Stellung vor dem Feinde verant- 
Worten müssen. Und es war uns doch klar, daß unser Gegenstoß kommen mußte. 
Aber wir hatten uns schmählich verrechnet. Plötzlich kamen in unserem Rücken 
mit furchtbarem Gebrüll Engländer an — total besoffen — und bombardierten 
Ans mit Handgranaten. Jetzt ging's los. Alle Gewehre auf die Bande gerichtet. 
Wie Katastrophe des 8. August 1918. . 4
	        
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