Volltext: Die Katastrophe des 8. August 1918 [36] (Band 36/1918)

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besetzt. Grausame Täuschung! Eine Lage schwerer Brocken nach der 
anderen schmettert jetzt in Geschütz- und Werferstände, der Gegner kennt 
sie alle ganz genau, hat sie aber bisher geschont, um sie jetzt um so 
sicherer zu fassen. 
Wie vorn bei der Infanterie in den spärlichen und schwachen 
Deckungen Verluste eintreten, so fallen auch Geschütze und Minenwerfer 
aus, teils durch Volltreffer oder Verschüttung, teils weil ihre Bedienung 
durch Kartusch-Brände oder getroffene Munitionsstapel unmöglich wird. 
Aber dieses Trommelfeuer wäre nicht das Schlimmste. Man hat 
schon schwereres überstanden und feine Nerven dann bald wieder in die 
Gewalt bekommen. Dagegen quälen zahllose Fragen das Gehirn der 
Männer im Vorfeld, in den Nestern im Zwischengelände, wie in der 
H.W.L. und in den Bereitschaften, auf die sie keine Antwort wissen! 
Wann bricht der feindliche Jnf.Sturm los, und wie soll er abgewehrt 
werden? Auf diesen Fall paßt keine der zahllosen Vorschriften für die 
Abwehr. Denn es kann ja gar nicht anders kommen, als daß der An- 
greiser, vom Nebel völlig getarnt, ungesehen die vordersten Postierungen 
erreicht und diesen — nur für Sekunden sichtbar — sowohl Abwehr wie 
rechtzeitiges Zurückkommen unmöglich macht. Wo im Vorfeld noch eins 
besondere Widerstandslinie vorgesehen ist, kann es nicht viel anders zu- 
gehen. Selbst wenn dort die ersten feindlichen Schützen noch umgelegt 
werden, so ist die Linie ja viel zu dünn besetzt, als daß nicht überall 
einzelne Gruppen oder Rotten unerkannt und unbeschossen durchbrechen 
könnten. Schon hier werden Feind und Freund vollkommen vermischt 
miteinander sein. Sollen jetzt schon die M.G. in der H.W.L. oder im 
Zwischengelände in Richtung auf den hier entstehenden Kampflärm auf 
gut Glück in den Nebel hineinfeuern? Dann sind die eigenen Kameraden 
ebenso gefährdet wie der Gegner. Nun stellt aber doch die ganze Vor- 
feldbesatzung einen wesentlichen Teil der Verteidigungskräfte der H.W.L. 
dar. In diese soll bei Erkennen starken Angriffs ausgewichen werden. 
Aber dieses Erkennen und Ausweichen wird eben nicht rechtzeitig er- 
folgen können. Bestenfalls werden beide Parteien gleichzeitig auf die 
H.W.L. aufprallen, in der ebenfalls große Lücken klaffen, auch sie wird 
schnell durchbrochen und — in Flanke und Rücken gefaßt — aufgerollt 
werden können, bevor die Stoß-Bereitschasten heran sind. Denn wann 
sollen diese antreten, wohin soll sich ihr Stoß richten? Auch ihnen ist ja 
jeder Anhaltspunkt für zweckmäßiges Handeln genommen! Unsicherheit 
schleicht umher. Der Schwache verzagt schon jetzt, der Starke will 
Wenigstens seine Pflicht bis zum äußersten erfüllen, sein Leben so teuer-
	        
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