Volltext: Die Katastrophe des 8. August 1918 [36] (Band 36/1918)

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Breite und Tiefe des feindlichen Artilleriefeuers und damit die Aus- 
dehnung und Größe des bevorstehenden Angriffs. Hier hat ein grau- 
fames Geschick jedem einzelnen eine Binde vor die Augen gelegt. Der 
immer dichter gewordene Nebel, der jetzt auch die höchsten Höhen über- 
deckt, wird schnell durch Staub und Qualm, stellenweise auch durch 
Nebelgeschosse zur schwarzgrauen Wand, die auch dem schärfsten Auge 
unerbittlich alles verhüllt, was weiter als 3, höchstens 20 Schritt ent- 
fernt ist. Und schon innerhalb der ersten Viertelstunde verstummen die 
Fernsprechverbindungen fast sämtlich, soweit sie aus der Linie der Ins.- 
Regts.Gefechtsstände nach vorn und seitwärts laufen. Wohl versuchen 
die braven Störungssucher, die zerschossenen Kabelenden zusammen- 
zuflicken, aber es ist vergebliche Mühe; immer von neuem zerreißt der 
feindliche Stahl oder auch nur der Luftdruck der Explosionen den Draht. 
Die sorgsam eingebauten Blinklampen sind nicht, zu verwenden, ver- 
einzelt arbeiten die Funkverbindungen noch; aber was können sie 
anderes melden als Trommelfeuer! Auch bei ihren Stationen ist nichts 
zu sehen, Meldungen von vorn sind noch nicht da. So stürzen bewährte 
Meldeläufer aus den Gefechtsständen der Komp.Führer, K.T.K, und 
B.T.K.*), der Batterien, Artl.Untergruppen davon, um Nachrichten zu 
holen. Befehle zu überbringen. Ungesehen bleibt so mancher von ihnen 
tot oder verwundet liegen, andere kommen durch den Eisenhagel nicht 
hindurch oder verlaufen sich. Läßt doch der Nebel alle Anhaltspunkte im 
Gelände ganz anders aussehen als sonst und täuscht über die Entser- 
nungen. Kaum einer kommt zurück, und wenn es doch gelingt, dann 
bringt er keine wesentliche Nachricht mit. 
Nach den ersten fünf Minuten weiß jeder Frontkämpfer, daß ein 
ganz großer Schlag des Feindes bevorsteht. Kampf- und Bereitschafts- 
bataillone sowie alle Hilfswaffen in ihrem Bereich find in höchster Ge- 
fechtsbereitschast, soweit es die Rücksicht auf das unvermindert starke 
Feuer und die Enge der Deckungen nur irgend zulassen. Wo es nicht 
ganz ausgeschlossen ist, die Geschütze und Minenwerfer zu bedienen, da 
machen sich Kanoniere und Pioniere mit aller Kraft daran, um Ver- 
nichtungsfeuer in höchster Feuergeschwindigkeit abzugeben. Freilich hört 
die Infanterie vorn in dem gewaltigen Toben nicht viel von dieser Hilfe 
der Schwesterwaffen, und leider erstirbt diese vielfach auch nur zu bald. 
Tage-, ja wochenlang hat so manche Batterie, mancher Minenwerfer- 
stand keinen feindlichen Schuß abbekommen. Da hatte man aufgeatmet: 
Der Gegner hat uns noch nicht erkannt oder hält die Stellung für un¬ 
*) Bereitschafts-Truppen-Kommandeur.
	        
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