Volltext: Die Katastrophe des 8. August 1918 [36] (Band 36/1918)

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Während hier im Norden der Geschützdonner die ganze Nacht hin- 
durch anhält, ist es zwischen Somme und Luce unheimlich still. Ver- 
wundert und mißtrauisch ob dieser ungewohnten, friedlichen Ruhe sind 
dort die Feldgrauen bei Dunkelwerden aus ihren Löchern, Gräben und 
Unterständen herausgestiegen, haben die lahmen Glieder gestreckt und 
sich an ihre vielseitigen Arbeiten gemacht. Essenholer und Trägertrupps 
schleichen hin und her, Ablösungen ziehen seind- und rückwärts, Feld- 
küchen und Munitionsfahrzeugs mahlen durch den Staub der Wege. 
Regungslos liegen die vordersten Posten auf der Lauer. Hin und 
wieder fällt ein verlorener Gewehrschuß, sonst grollt nur das Artillerie- 
feuer vom nördlichen Somme-Ufer herüber. Schon um Mitternacht 
brauen sich in den Flußtälern, in den Schluchten und Mulden Nebel- 
schwaden zusammen, aus denen nur die Baumkronen gespenstig heraus- 
ragen; Dunst schwebt über den Höhen, alles ist noch überstrahlt von 
hellem Mondlicht. Als sich im Osten die ersten Schimmer des neuen 
Tages zeigen, sind Nebel und Dunst dichter geworden. Jetzt, 4»° früh, 
zerreißt heftiges Artl.- und Min.Feuer vor Villers-Bretonneux die 
Stille: Vorbereitung eines eigenen Patrouillenunternehmens bei der 
41. Jnf.Div. Wird es nun endlich gelingen, Klarheit zu schaffen, was 
diese merkwürdige Ruhe beim Gegner, der gesteigerte Verkehr, die Mo- 
torengeräusche bedeuten? Auch jetzt bleibt es drüben still, die feindliche 
Artillerie antwortet überhaupt nicht! 
Da fetzt um vorm. mit einem Schlage auf der 32 km breiten 
Front von nördlich Morlancourt bis südlich Moreuil gewaltiges feind- 
liches Trommelfeuer ein. Taufende von Geschützen hämmern auf die 
Inf.- und Battr.Stellungen, auf Anmarschwege und Ortschaften, auf 
Lager und Gefechtsstände. Des schicksalsschweren Dramas erster Akt hat 
begonnenl In den ersten Minuten ist man sich nicht klar, worum es 
geht. Denn der einzelne hört nur das ununterbrochene Krachen der 
berstenden Geschosse in unmittelbarer Nähe. Ob der Orkan auch über die 
Nachbar-Bataillone, -Regimenter, -Divisionen niederbraust, ist nicht zu 
unterscheiden. Ist's nur ein Feuerüberfall von 10,15 Minuten, wie man 
ihn schon so oft erlebt hat? Ist's Vergeltung für den Angriff vom 
6. August, für den Vorstoß vor Villers-Bretonneux, steht ein örtlicher 
Angriff bevor oder mehr? Unaufhörlich summen die Fernsprecher, überall 
dieselbe Frage: Was ist los? Immer die gleiche Antwort: Hier Trom- 
melfeuer! Nichts zu sehen, nichts bekannt! Ja, sonst bei Nacht oder in 
der Dämmerung, da erkennt man am Aufblitzen von Mündungsfeuer 
und Aufschlägen, an den Leuchtkugeln und Blinkzeichen sehr schnell
	        
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