Volltext: Die Katastrophe des 8. August 1918 [36] (Band 36/1918)

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feit und dem Wirken staatsfeindlicher Kräfte, die immer offener auf 
Umsturz und sofortige Beendigung des Krieges hindrängten. Daß von 
Hen deutschen Verbündeten nichts mehr zu erwarten war, sondern im 
Gegenteil nur deutsche Hilfe das schlimmste dort verhindern konnte, war 
nicht mehr zweifelhaft. Schwache Naturen waren so weit, daß sie sich 
nicht mehr über stumpfe Ergebung erheben konnten: Es hat ja doch 
alles keinen Sinn mehr. Willensstarke Männer taten weiter in Ver- 
bissenheit ihre Pflicht, soweit ihre Kräfte reichten. Aber der feste Sieges- 
wille, der in Hunderten von Kämpfen das Höchste an Leistung voll- 
bracht hatte, der war auch ihnen verlorengegangen. Vieles war nicht 
mehr so, wie es hätte sein müssen. Um nur ein Beispiel zu nennen, sei 
hier wiedergegeben, was der Ordonnanzoffizier eines Feldartillerie- 
Regimentsstabes berichtet: 
„In dieser Zeit kamen grundlegende Weisungen der O.H.L. über Beweglich- 
gestalten des Sperrfeuers heraus. Die Zusätze der Kommandostellen bis zum 
Abteilungs-Stab herab hatten aus dem ziemlich klaren Verfahren ein derartig 
verworrenes System gemacht, daß es die Batterieführer nicht mehr begreifen 
konnten. Was sollten dann die ganzen Stapel von Befehlen, von Sonder-Vor- 
ffchriften, von Ausbauplänen, Entwürfen von Verteidigungsplänen usw., die eitel 
Luftschlösser bleiben mußten, weil einfach kein Mensch imstande war, das alles 
zu tun, was da verlangt war. Da wurden Karten geliefert, auf denen sich die 
blau eingezeichneten Linien als Reservestellung, Talriegel, Artillerie-Schutz¬ 
stellung usw. sehr schön ausmachten. Da lagen auch weiße Bänder im Grase, 
an denen all diese Dinge entstehen sollten. Aber wo die Arbeitskräfte hernehmen, 
die dazu nötig waren? Das meiste war bläuer Dunst. Aber Offizier und Mann 
"litten unter dem Abstand zwischen all diesen Forderungen und seiner Fähigkeit, 
sie zu erfüllen. So keimte allmählich ein „Wurstigkeitsgefühl" auf, das der beste 
Genosse des zum Sturm rüstenden Gegners wurde. 
Schlimmer war, daß sich damals der Begriff „verantwortlicher Meldungen" 
Herausgebildet hatte. Als ich eines Tages 24 Stellungen für Verftärkungs- 
Batterien zu erkunden hatte und beim besten Willen nur die Hälfte finden 
konnte, da sagte mir der Adjutant der Dienststelle, an die die Meldung zu richten 
war: „Ach was, melden Sie vor allen Dingen. Es kommt nicht so sehr darauf 
an, daß die Stellungen da sind, sondern, daß wir unsere Meldung haben!" Ich 
war sprachlos! Aber die Sache war erklärlich. Wenn die Stäbe wirklich etwas 
Wichtiges wissen mußten, dann stand in den Befehlen: Die Meldungen sind „als 
verantwortlich durch Offizier" zu erstatten. Das hatte wohl in diesem Befehl 
über die Erkundung der Stellungen gefehlt." 
Die Frage liegt nahe, ob die 2. Armee ein klares Bild darüber 
hatte, was sie von ihren Truppen im Falle ernster Kämpfe erwarten 
konnte. 
In der Beurteilung des Kampfwertes ihrer Divisionen bezeichnete 
sie am 3. August:
	        
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